Boucléblazer – modische Vielseitigkeit und Experimentierfreude

Alle Themen erscheinen angesichts der Lage in der Welt völlig banal. Ich meine, wie kann ich über Mode schreiben oder mich überhaupt damit beschäftigen, wenn zeitgleich Menschen aus der Heimat fliehen müssen und Bomben auf Häuser fliegen? Ja, wie? Die Antwort darauf ist einfach. Weil ich muss. Nicht, weil mich der Algorithmus der Suchmaschine sonst eventuell in der virtuellen Versenkung verschwinden lassen würde. Auch nicht, weil ich der Meinung bin, dass meine Blogposts zum Weltgeschehen irgendeinen nennenswerten Beitrag leisten. Ich muss, weil ich nur dieses eine Leben habe und mir dieser Blog sehr viel Freude bereitet. Wie unnütz wäre mein Tun hier, wenn ich nun damit aufhören würde? Traurigerweise ist das auch noch mein Bloggeburtstag – heute vor neun Jahren ging mein erster Blogpost online. Und schau ich mal genau hin, dann ist das nicht der erste Krieg, seit meinem Blogbeginn. Der Look ist casual, mit einem schicken Allrounder, dem Boucléblazer.

Irgendwas mit Mode

Ich befürchte, meine folgenden Zeilen könnten zynisch klingen, doch ich schwöre, nichts liegt mir ferner. Aber jetzt mit dem Bloggen und Socialmedia aufzuhören, weil einem Nachbarland ein Krieg aufgezwungen wird, erscheint mir ebenfalls komplett falsch. Welchen Sinn hätte meine Schreiberei denn dann vorher überhaupt gehabt? Natürlich ist angesichts der Weltlage mein Blog null und nichtig. Aber war er das dann nicht schon von Anfang an? Was hat überhaupt einen Wert, wenn man es am Leid der Welt misst? Wie gesagt, dann hätte ich gleich 2013 die Flinte ins Korn werfen können, bevor ich überhaupt anfing. Doch ich wollte positive Vibes unters virtuelle Volk schmeißen und ich wollte ganz unbedingt irgendwas mit Mode machen. Daran ist meine Oma Schuld, ihres Zeichens Schneiderin mit eigenem Atelier und auch Vertriebene. Mode hätte ich am liebsten zu meinem Hauptberuf gemacht und bin heute froh, dass meine beruflichen Wege in andere Gefilde geführt haben.

Mode ist mir oft: over the top

Für das Modegeschäft bin ich nicht gemacht. Weder eigne ich mich zur Verkäuferin, noch habe ich den nötigen breiten Rücken für diese Branche.  Zur Verkäuferin habe ich kein Talent, weil ich niemandem etwas verkaufen kann, dass er weder braucht noch möchte. Außerdem bin ich zu ehrlich und ganz sicher nicht bereit, mir die Unverschämtheiten von Kunden anzuhören. Ich schätze, da wären meine Reaktionen auf Dauer nicht gut fürs Geschäft. Und den breiten Rücken braucht man, weil die Modebranche Selbstdarstellerinnen und Selbstdarsteller anzieht, wie das Licht die Motten. Das aber ist mir oft over the top. Schließlich bin ich ein Mädchen vom Land, mit einem Faible für Mode und Beauty. Aber zur Übertreibung neige ich nicht so. Zumindest nicht in Stylingfragen, was die Menge meiner Kleidungsstücke anbelangt, ist Übertreibung mein zweiter Vorname. Aber zu meiner Ehrenrettung – ich habe nur einen einzigen Boucléblazer.

Boucléblazer in schick

Und jede, die hier schon länger mitliest, weiß, auch in meinen Texten übertreibe ich oft maßlos. Aber haben wir nicht alle mal in der Schule gelernt, dass die Übertreibung ein Stilmittel der deutschen Sprache ist? Die Menschen, die zum Beispiel Parteiprogramme verfassen, haben sich dieses Kapitel wohl besonders zu Herzen genommen. Aber auch die, die beruflich irgendwas mit Werbung machen. Und es ist vielleicht doch so, dass ich auch mit meinen Looks manchmal einen Hang zur Übertreibung habe. Ich könnte mir zumindest vorstellen, dass diese Meinung, Menschen vertreten, die eher schlichte Outfits bevorzugen. Liegt ja auch immer im Auge des Betrachters. Aber das ist ja auch das Schönste an der Mode, es gibt einfach keine Regeln. Beziehungsweise mag es Regeln geben, aber wo steht, dass man sich daran halten muss. Ist ja nicht wie im Straßenverkehr. Ein Boucléblazer beispielsweise müsste dann bestimmt eher schick getragen werden.

Der Stilmix: Für mich die Herausforderung

Und ja, sicherlich gibt es Vorgaben für bestimmte Anlässe. Aber die haben für mich nichts mit modischen Regeln oder Konventionen zu tun, sondern mit Respekt und gesundem Menschenverstand. So gehe ich nicht in zerrissenen Jeans auf eine Hochzeit und auch nicht (mehr) zum Geburtstag meiner Mutter und Sport treibe ich nicht in Bundfaltenhosen. Obwohl ich sonst eher diesen Tick habe, wenn Erwartungen an mich gestellt werden, ihnen gerade nicht entsprechen zu wollen. Da bin ich immer noch ganz der trotzige Teenager. 🙂 Deswegen habe ich auch das Gefühl, dass das mit dem Erwachsenwerden mit mir in diesem Leben nichts mehr wird. Allerdings muss ich diesbezüglich nicht mehr jede Auseinandersetzung provozieren. Also wenn das nicht erwachsen ist, dann weiß ich auch nicht. Modisch gesehen, ist es trotzdem der Stilmix, der mich herausfordert und an dem ich den meisten Spaß habe.

Boucléblazer in casual

Früher dachte ich, dass man mit zunehmendem Alter automatisch irgendwie ladylike wird. Der Style eleganter, die Stoffe und Labels hochwertiger – die Absätze höher und ich mich auch irgendwie auf die eine Farbe, die mir steht, festlegen würde. Jetzt, da ich mich exakt in dem zunehmendem Alter befinde, von dem ich das früher dachte, muss ich festhalten: Meine Vorstellung ist nur bedingt eingetreten. Die Absätze waren mal höher und zwischenzeitlich bin ich wieder beim flachen Sneaker angekommen. Ladylike sind meine Outfits sicher nicht und eleganter bin ich auch nicht geworden. Und die Stoffe und Labels sind nicht immer so hochwertig, wie ich sie gerne hätte. Aber in diesem Bereich bin ich auf jeden Fall näher dran, an meiner früheren Vorstellung. Und von wegen eine Farbe, ich bin heute so experimentierfreudig und vielseitig wie nie. Und dass ich das auch sein kann, macht mich glücklich. Zum Beispiel auch, wenn ich einen Boucléblazer auf eine Weise style, für die er eigentlich nicht vorgesehen ist.

Meine Fähigkeiten im Weltverbessern

Tja, 800 Worte später ist die Welt immer noch kein besserer Ort. Aber schlechter ist sie auch nicht. Also, welchen Unterschied macht es nun? Für mich ist dieser Blog ein Stückchen Normalität und vielleicht eine klitzekleine Blase, in der gerade alles in Ordnung ist. Möglicherweise ist es eine kleine Zuflucht, die ich mir erlaube und damit auch irgendwie allen, die hier lesen kommen. Für die harten Fakten ist die ARD, der Spiegel und die Tageszeitung zuständig. Damit möchte ich das Leid der Menschen nicht schmälern und ich hoffe, Ihr wisst das auch. Ich habe gespendet und tue es wieder – aber bitte verzeiht es mir, wenn ich keinen Flüchtlingskonvoi organisiere – mir fehlt dazu das Knowhow und die nötigen Kontakte. In den letzten neun Jahren habe ich es nicht geschafft, mehr Nachhaltigkeit in die Modewelt zu bringen, weswegen ich meine Fähigkeiten im Weltverbessern realistisch einschätze. Ich bin zu „normal“, zu wenig kontrovers. Ich verteile zu wenig Hate und zeige nicht mit dem Finger auf die anderen. Außerdem schreibe ich immer noch am liebsten über „A Hemad und a Hos“, falls sich noch jemand daran erinnern kann. Und dieser Krieg jetzt gegen die Ukraine, dürfte ungefähr der vierzehnte sein, der in den letzten neun Jahren begonnen wurde oder bereits lief.

Ich bin zu „normal“, zu wenig kontrovers. Ich verteile zu wenig Hate und zeige nicht mit dem Finger auf die anderen.

Boucléblazer und Bluse mit Sweatshirtstoff

Aus einem „Hemad und a Hos“ besteht natürlich auch mein Outfit heute. Ein easy Styling, dass vielleicht auch ein bisschen langweilig sein könnte, wenn da nicht der Boucléblazer und die raffinierte Bluse aus Sweatshirtstoff wären. Letztere hab ich mir sowas von eingebildet, sie aber erst entdeckt, als sie überall schon ausverkauft war. Bei solchen Sachen kann ich eine große Ausdauer mitbringen und mich durch die World-Weiten scrollen, bis ich finde, was ich suche. Und dann freue ich mich darüber. Also Happy Birthday Conny Doll Lifestyle (formally known as a Hemad und a Hos) – auf die nächsten neun Jahre. Danke für Eure Zeit – IMMER und einen schönen Sonntag für Euch.

---

Details zum Outfit

Bluse

Dorothee Schumacher – und für Euch habe ich dieses coole Shirt erneut gesucht und gefunden – bei Firusas (auch hier gilt: Wenn Du klickst, bekomme ich eine Provision, um mir eine Yacht an der Côte d’Azur zu kaufen.)

Boucléblazer

WENZ – er stammt aus einer Kooperation von 2018 und gehört eigentlich zu einem Rock. Bouclé ist ein zeitloses und edles Material und absolut vielseitig.

Denim

Levi’s – lieb ich diese Jeans – so sehr, dass ich zwei davon habe, die Zweite hat aber eine andere Waschung. Ähnlich aber bisschen kürzer, ist diese Hose, die ich auch beim Breuni gefunden hab.

Schuhe

Converse – dieser Sommer wird mein Converse-Sommer. Diese hellen Exemplare finde ich super cool für den Sommer – guckst Du beim Breuninger. (Wenn Du klickst und etwas kaufst, bekomme ich eine Provision. Da werde ich dann reicht und berühmt und kauf mir was.

Tasche

Marc O’Polo – urälter als dieser Blog. 😉

---