Werbung, Mode und die Rolle der Zielgruppe – Ballon-Chinos meine Sommerhose
Uff – die Blogpause sollte sich nur über einen Beitrag erstrecken. Sorry, ich hoffe, Ihr seht es mir nach. Aber Ihr wisst ja, wie es mit kostenfreien Angeboten ist – ois immer so unzuverlässig. 🙂 Doch wer weiß, wofür es gut war. Ich schätze, die Langzeitleserschaft hat sich vielleicht sogar innerlich schon darauf eingestellt, dass ich wieder Grundsatzfragen diskutiere. In Pausenphasen neige ich häufig dazu, alles infrage zustellen. Und ich werde Euch nicht enttäuschen, denn exakt das mache ich und weil ich wohl zu viel nachgedacht habe, hole ich gleich zum zynischen Rundumschlag aus und behaupte, die Zielgruppe ist selbst schuld. Woran? Na ja – das kann man sich bei der schwammigen Formulierung eigentlich aussuchen. Doch mir gehts natürlich um Mode und Werbung und um die Frage, ob man im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte überhaupt mit Ende vierzig noch guten Gewissens Influencerin sein kann. Ballon-Chinos, wäre hätte es gedacht, sind mein Musthave im Sommer 2022.
Influencer(s) als Beruf
Also eigentlich kann man, sobald man mal Mitte zwanzig ist, kein Influencer sein. Und ganz sicher könnten wir Kinder der Siebziger, Teenager der Achtziger Jahre niemals einer beruflichen, influencenden Tätigkeit nachgehen. Schließlich sind wir und ich denke, ich kann da für die meisten von uns sprechen, gesellschaftlich mit der Denke sozialisiert, dass Werbung böse ist. Die will nur eins – unser Geld, das sich die meisten von uns vorher sauer verdient haben. Natürlich kann auch jede/r von uns alles werden. Allerdings sind doch gerade die Jugendlichen der Achtziger lange Zeit als Null-Bock-Generation bezeichnet worden. Ergo muss man seine Prinzipien ganz schön verraten haben, wenn man sich kaum vierzig Jahre später dem Konsum verschrieben hat. Soweit so einfach und natürlich ist die Erde eine Scheibe. Vielleicht ist da sogar was dran. Es scheint fast, wir haben aus den Augen verloren, dass Werbung böse ist.
Hand aufs Herz
Vielleicht lag es auch daran, dass ganze Horden von Schulabgängern aus dem Gefühl heraus „ich weiß nicht, was ich werden soll“, BWL studiert haben? Möglicherweise eine kühne Behauptung. Vielleicht aber liegt es daran, dass sich die Werbung verändert hat. Schließlich sind wir alle auch nicht mehr dieselben. Denn jetzt mal Hand aufs Herz – wer von Euch ist nach Betrachtung eines Plakats schon mal zum Kauf geschritten? Ich zum Beispiel fahre jeden Morgen an einer Litfaßsäule vorbei und das einzige, was mich wirklich interessiert, ist die Werbung für Konzerte. Und diese entdecke ich meistens zu spät. Ansonsten kann ich mich nicht entsinnen, dass mich irgendeine Plakat-Werbung zum Kauf überredet hätte. Das Gleiche gilt für Fernsehwerbung oder die Ads auf Youtube. Beides empfinde ich als extrem nervig und das ganz unabhängig vom feilgebotenen Produkt.
Influencer-Marketing funktioniert
Mag ja sein, dass alles total nützlich ist, was dort beworben wird – nur leider sickert die Information bei dieser Form der Werbung gar nicht bis in mein Hirn durch. Ich bin also eigentlich der beste Beweis (überlege gerade, wie es wäre, wenn ich das gendern müsste, bin ich dann die beste Beweisin?) dafür, dass Influencer-Marketing toll funktioniert. Denn während ich mir einbilde, für unpersönliche Werbung unempfindlich zu sein, glaube ich den Menschen, denen ich gerne folge alles. Und weil das so ist, ist für mich die Qualität der jeweiligen Influencerin so wichtig. Das fängt mit der Sympathie an und hört mit der Glaubwürdigkeit auf. Meistens gehen beide Hand in Hand. In der Regel sind mir oft die von Anfang nicht sympathisch, die sich am Ende als unglaubwürdig herausstellen. Und es kostet Zeit, herauszufinden, ob jemand überhaupt glaubwürdig ist. Deshalb sind mir persönlich Langzeitkooperationen wichtig.
Öfter und länger heißt nicht immer besser
Aber natürlich sagen auch Langzeitkooperationen nicht alles aus. Vielleicht erinnert sich die eine oder andere noch an den Apparat, den man ans Handy gesteckt hatte und der mittels blauem Licht, angeblich die Zähne bleachen sollte. Speziell für solche Geräte wurde die Werbung auch nicht ehrlicher, nur weil man sie öfter gezeigt hat. Deshalb ist es eben so oder so unabdingbar, das eigene Hirn zu benutzen. Und zwar bei jeglichem Konsum. Und ich schätze, es schadet nicht, wenn man manchmal Dinge hinterfragt. Allerdings zeigt auch meine Erfahrung in dem Business, dass man damit zwar sich selbst treu bleiben kann, monetären Erfolg hingegen, haben dann eher die, die eben alles bewerben, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Und der Grund dafür ist die Zielgruppe – die immer kauft, sobald ein Rabattcode draufsteht. Aber ein Chinafetzen bleibt ein Chinafetzen – daran ändern auch 20 % Nachlass nichts.
ALLES hat zwei Seiten
Insofern: Man kann heute ab spätestens Anfang dreißig auf keinen Fall als Influencerin tätig sein. Aber genaugenommen kann man überhaupt keiner Tätigkeit mehr mit einem guten Gewissen nachgehen kann. Zumindest wenn man sein Hirn nicht ans Schlüsselbrett hängt, wenn man das Haus verlässt oder sich der Einfalt hingegeben hat. Denn alles, wirklich ALLES, hat zwei Seiten. Selbst die Gärtnerzunft dürfte keinen Kirschlorbeer mehr pflanzen. Und wer um alles in der Welt hat denn die Steingärten erfunden? Die Handys und den Laptop auf dem ich meine Zeilen tippe? Zynischer Rundumschlag ENDE. Die Entschädigung gibt es am Sonntag, denn da gibt es einen sehr interessanten Erfahrungsbericht von Andrea zum Thema „Betrugsgewinnspiel“. Eine interessante, aber traurige Geschichte. Habt einen wunderbaren Freitag, liebe alle.
Und in unserer aktuellen Podcastfolge unterhalten Cla und ich mich über die wirklich wichtigen Dinge – Freundschaft nämlich. Ein Hörgenuss – das sag aber nicht nur ich, sondern auch die Menschen, die unseren Podcast „Durchbruch“ gerne hören. Du vielleicht auch?
Details zum Outfit
Hose & Shirt
COS – die Hose habe ich Euch im letzten Beitrag in Dunkelblau gezeigt. Sie ist in dunkelblau im Shop auch wieder verfügbar. Zum Shirt müsste ich fast noch einen eigenen Blogpost machen. Das findet Ihr im Shop leider nicht mehr. Dafür gibt es dort gerade ein soooo cooles Kleid. (ja, wieder so ein Link, wenn Ihr klickt, werdet Ihr zum Shop von COS weitergeleitet und ich bekomme eine kleine Provision – Euch kostet der Service nichts).
Schuhe
Camper – sind schon älter und diesen Sommer noch genauso toll. Das aktuelle Modell sieht leicht anders aus und Ihr findet ihn beim Breuninger. (ja, wieder so ein Link, wenn Ihr klickt, werdet Ihr zum Shop von Breuninger weitergeleitet und ich bekomme eine kleine Provision – Euch kostet der Service nichts)
Gürtel
Marc O’Polo – ich liebe solche Schnallen, weil sie sowohl in der Taille als auch auf Hüfthöhe getragen werden können. Manchmal nur ist das Lederband dann zu lang.
Tasche
Valentino Garavani
3 Comments
Nicole
Die Hose ist toll…
Ich sage mal so: Ich hätte zu diesem Thema viel zu sagen, habe viel gesehen und mache mir viele Gedanken dazu.
Glaubwürdigkeit ist ein ganz großes Wort und Thema und da können wir uns beide bestimmt dran abarbeiten und würde viele Konzerte und Ausfahrten verpassen…
In vielen deiner Aussagen gebe ich dir Recht- mache ich ja oft.
Also: Hab ein schönes Wochenende und genieße die Zeit.
Alles Liebe
Nicole
Tina von Tinaspinkfriday
Liebe Conny, gut gemachte Werbung fand ich schon immer klasse, also Werbespots. Es gibt schon geniale Werbeideen. Werbeplakate können mich auch nicht verführen, meine Lieblingsbloggerinnen schon. Gerade wenn sie authentisch werben und eben nicht jeden Mi*t anpreisen. Wie z.B. Chinaklamotten von schlechter Qualität. Das ich da richtig liege zeigt mir, dass ich mich noch nie über einen Kauf ärgern musste, den ich aufgrund einer Empfehlung eines Blogs in meiner Leseliste getätigt habe.
Dein Look gefällt mit, entspannt und frisch siehst Du aus.
Liebe Grüße Tina
alcessa
Ich hoffe, eigentlich wissen wir über werbendes Handeln alle Bescheid: es gehört einfach zu den Fähigkeiten und Fertigkeiten, die man aus vielen Gründen haben muss und die man auch rechtzeitig unterlassen können sollte. Wie das Fluchen 😉
Sicherlich gibt es gerade wegen des Internets heutzutage besonders viele Fälle, in denen Privatpersonen mit ihren Überzeugungen für kommerzielle Zwecke werben, aber das wissen wir doch alle (und ist kennzeichnungspflichtig). Als Empfänger solcher werbenden Botschaften kann man sich ja einfach automatisch die Frage stellen: Wer bin ich und ist das wirklich was für mich? Und schon ist die Wahrscheinlichkeit, dass man eine vernünftige Entscheidung trifft, größer geworden. Ist doch cool. Sowas können sicherlich auch Kinder lernen. Idolen nacheifern ja, aber mit Köpfchen.
Mich beschäftigt das Thema vor allem im (privaten, nicht-kommerziellen) Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen: zB wenn jemand eine andere (an sich normal aussehende/handelnde) Person zurechtweist oder verbessern will, weil sie sonst angeblich dem eigenen guten Ansehen schaden würde: „Das kannst du doch nicht machen/sagen/anziehen, was denken die Leute über mich!“ Menschen als Verschönerungsobjekte, Statussymbole und (Werbe-)Mittel zur Steigerung des eigentlichen gesellschaflichen Werts. Also eher Objekte als Subjekte.
Wie auch immer, seit ich mich so viel auf den Blogs der deutschen Mode-Influencerinnen rumtreibe, bin ich um ein paar Tonis (Conny & Cla) und 2nd-Hand-Madeleines (Annette) nach eigener Wahl (!) reicher geworden und sehr, sehr glücklich damit.
Und Menschen, die fernöstlich Masseneinkäufe tätigen, werden eher aus Gier zulangen, ich weiß nicht, ob das eine Vergleichsgruppe für authentischen Content ist 🙂