conny doll lifestyle: Betrugsgewinnspiele - was passiert, wenn die Mutter zum Opfer wird?
Lifestyle

Betrugsgewinnspiele – was passiert, wenn die Mutter zum Opfer wird?

Wer Clas und meinen Podcast „Durchbruch“ hört, weiß, dass ich ein Faible für True Crime Podcasts habe. Kürzlich haben die Damen von Mordlust eine Folge zum Thema „Love Scamming“ gemacht. Dabei hatte ich mich an den Überweisungsbetrug auf meinem Konto erinnert. Als ich diesen zur Anzeige gebracht habe, hat mir der Polizist einige Geschichten über verschiedene Betrugsformen erzählt. Insbesondere darüber, dass sich Menschen wirklich buchstäblich bis zum letzten Hemd die Kohle aus der Tasche ziehen lassen, wenn die erwartete Gegenleistung es den Betrogenen wert erscheint. Beim Love scamming spielen Einsamkeit und Gefühle eine große Rolle. Obwohl wir wissen, dass sich das überhaupt niemals materiell aufwiegen lässt, sind wir dann doch bereit, der vermeintlich großen Liebe, Unsummen in den Rachen zu stopfen. Ich bilde mir ein, ich könnte darauf niemals hereinfallen. Was einer ziemlich arroganten Haltung gleicht. Das wurde mir kürzlich durch die nun folgende Geschichte über ein Betrugsgewinnspiel bewusst.

Betrug findet nicht nur im Internet statt

Andreas Mutter wurde Opfer von Betrugsgewinnspielen. Auch da konnte ich vorher kaum glauben, dass es wirklich Menschen gibt, die auf solche Maschen hereinfallen. Aber ich schätze, das ist einfach eine Frage des richtigen Timings. Niemand ist davor gefeit. Außerdem ist mit zunehmendem Alter mehr Vorsicht geboten. Wenn ich nur daran denke, wie oft meine Schwiegermutter mit Anrufen belästigt wurden, worin mit der Angst um ihre Kinder gespielt wurde. Verbrecher, die alte Menschen solch schreckliche Geschichten vorlügen, haben in meinen Augen jegliches Mitgefühl verloren. Das ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Deswegen weiß ich aber aus eigener Erfahrung, wie wichtig Aufklärung und Prävention ist. Und wie schon bei meinem Überweisungsbetrug haben dubiose Maschen nicht immer mit dem Internet zu tun. Das ist auch der Grund, warum ich Andrea um das folgende Interview gebeten habe und ich bin Ihr wirklich sehr dankbar, dass sie ihre Geschichte mit uns teilt. Obwohl bei diesem Thema wirklich kein Outfit passt, gibt es trotzdem eins. Einfach, weil ein Beitrag ohne Bilder ziemlich fad wäre. Also gibt’s einen Sommerlook mit Rock – für mich eine gute Wahl an heißen Tagen fürs Büro.

conny doll lifestyle: potraet zum Beitrag über Gewinnspielbetrug

Andreas Mutter war Opfer eines Betrugsgewinnspiels

Liebe Andrea,

ich hatte vor einiger Zeit in meiner Insta-Story die Frage gestellt, wer auf die ganzen heiratswilligen Männer auf Instagram „reinfällt“. Also auf all die Christen, die dort vertreten sind, um endlich eine „ehrliche“ Frau zu finden. Das sollte sich keineswegs überheblich anhören – aber da das Muster von diesen Männern immer gleich abläuft (oft sogar die Fotos diesselben sind), dachte ich, es gibt niemanden, der oder die bei solch einer Masche noch an Ehrlichkeit glaubt. Andererseits gäbe es diese ganzen Betrügereien nicht, wenn die Verbrecher keine Opfer finden würden. Neben des sogenannten Love-Scammings gibt es aber auch noch andere Betrugsmaschen, eine davon ist die mit gefakten Gewinnspielen. Du hast mir erzählt, dass Deine Mutter, Opfer von so einem Betrugsgewinnspiel wurde und es bedeutet mir viel, dass Du Deine Geschichte heute mit mir und auch mit meiner Leserschaft teilst.

Magst Du uns schildern, auf welchen Gewinnspielbetrug genau Deine Mutter hereingefallen ist und wie viel Geld sie insgesamt verloren hat?

Meine Mutter ist Opfer der „Gewinnspielmafia“ geworden.
Es kommt zuerst ein Brief in dem Dir eine hohe Gewinnsumme (im Millionenbereich) versprochen wird.
Du musst nur eine „Bearbeitungsgebühr“ (die Höhe variierte mit der Zeit zwischen 10€ und 50€) zurücksenden, Deine Adresse bestätigen und dann soll ein Notar Dir die Summe überbringen oder es sollte ein Scheck versendet werden.
Wir können nur schätzen, wieviel meine Mutter verloren hat, aber es wird sich auf einen ca. Betrag zwischen 15.000 € und 25.000 € belaufen.

Kannst Du Dich noch erinnern, wann der Gewinnspielbetrug begonnen hat?

Es muss ca. Mitte/Ende 2008 gewesen sein und endete quasi erst mit dem Tod meiner Mutter Anfang 2014.
Wir haben allerdings erst in der letzten Woche von einem ähnlichen Fall im Bekanntenkreis gehört, so dass ich davon ausgehe, dass diese Masche auch heute noch aktiv betrieben wird. In diesem Fall beläuft sich der Schaden auf ca. 50.000 €!

Ich gehe mal davon aus, dass Du nicht mitbekommen hast, wann Deine Mutter den ersten Brief erhalten hat – aber weißt Du evtl. noch, wann Du von der Sache Wind bekommen hast? Wie hast Du damals reagiert?

Meine Mutter wurde kurz vorher stationär behandelt, so dass ich nach ihrer Entlassung häufiger als sonst bei ihr war. Sie zeigte mir diesen Brief, ich habe abgewunken und gesagt, dass das wieder mal eine neue Betrugsmasche ist und sie den Brief wegwerfen soll.

Und wie hat Deine Mutter reagiert?

Vermutlich, wie Menschen um die Mitte 70 reagieren, wenn die eigenen Kinder es besser wissen wollen … sie hat meine Einschätzung ignoriert. Es gab eine riesige Diskussion, schließlich hätte ja irgendein Mensch mit wohlklingenden Namen und Titeln unterschrieben.
Sie hat den Brief dann beantwortet und damit die Lawine ins Rollen gebracht.
Die Briefe kamen hinterher aus USA, Canada, Asien. Jeder gespickt mit einem hohen Gewinnbetrag, manchmal auch als Erbe getarnt und immer mit Rückschein und einer benannten „Bearbeitungsgebühr“ und meine Mutter hat sie alle beantwortet, zur Post gebracht und versendet.
Später gesellten sich dann auch noch Wahrsager dazu, die dünne „Gold“-Kettchen verschickten und damit Bearbeitungsgebühren entlockten.

Hättest Du Dir vorstellen können, dass Deine Mama Opfer von solch einem Gewinnspielbetrug werden könnte?

Nicht in dem Ausmaß!
Meine Mutter träumte immer von einem Gewinn, also eher der Sechser im Lotto. Sie wollte mir damit was Gutes tun… (und ich hätte es nicht gebraucht!)

Wie seid Ihr, also die Familie, mit der ganzen Sache umgegangen? Inwiefern kann man als ausstehendes Familienmitglied Einfluss nehmen? Kann man überhaupt Einfluss nehmen?

Zuerst redest Du gut zu, appellierst an die Vernunft. Als wir dann feststellten, dass täglich um die 10–20 Briefe eintrafen und meine Mutter mir vorwarf, ich würde sie bei der „Büroarbeit“ nicht unterstützen, gab es Streit. Der führte letztendlich dazu, dass wir den Kontakt zu ihr und sie zu ihren Schwestern abbrach. Zusätzlich stand in den Briefen oftmals was von Geheimhaltung, so bekommen Angehörige vermutlich oft viel zu spät etwas mit.

Welche Bedeutung hatte die ganze Geschichte auf die Beziehung zwischen Dir und Deiner Mutter?

Es war eine sehr schwierige Zeit, in der auch eine Demenz bei meiner Mutter diagnostiziert wurde.
Als der Tag kam, wo der Stromanbieter den Strom abschalten wollte, rief sie mich an und gestand das Ausmaß. Wir halfen ihr, aber nur zu unseren Bedingungen!
Die Post wurde mittels Nachsendeantrag an uns geleitet (und dann stellst Du fest, dass täglich über 50 Briefe kamen. Täglich!!!).
Sobald die Urlaubszeit bei der Post anfing, trudelte wieder Post bei meiner Mutter ein, weil der tägliche Briefträger nicht da war.
Die Fehler bei der Post wurden nicht eingesehen, wir waren in der Beweispflicht (war wirklich eine Briefmarke drauf, vielleicht hat ein Zweitanbieter die Post gebracht), ein täglicher Kampf und jeden Tag wo keine Post bei uns eintraf, wusstest Du, jetzt geht alles wieder von vorne los..

Ich nahm ihr die Bankkarte ab, so dass sie keinen Zugang mehr zu ihrem Girokonto hatte.
Aber immer, bis kurz vor ihrem Tod, wenn ein Brief sich doch verirrte, ging alles wieder von vorne los.
Du redest wie mit einem kleinen Kind …

Welche Rolle spielte die Polizei in diesem Vorgang? Ist Deine Mutter jemals dagegen vorgegangen?

Die Polizei konnte nicht helfen, weil die Familie nicht das Betrugsopfer war. Meine Mutter hat selbst keine Anzeige erstattet.

Was hättest Du dir gewünscht zu dieser Zeit?

Unterstützung!
Hinter ihrem Rücken versuchten wir Hilfe zu bekommen und Du stellst fest, Du bist hilf- und machtlos.
Wir haben versucht eine Betreuung beim Amtsgericht zu erwirken, auch die ist abgewiesen worden (Begründung: nur weil jemand spielsüchtig ist, ist das kein Grund für eine Betreuung).
Es kann Dir keiner helfen! Du kannst in eine Selbshilfegruppe gehen und Dir den Frust von der Seele quatschen, aber Du findest keinen, der den Betroffenen vor sich selber schützt!

Und wie geht es Dir heute, wenn Du daran denkst?

Es ist eine Mischung aus Enttäuschung und Wut.
Dieser Mist hat uns als Familie einiges abverlangt und ich weiß wirklich nicht, wie es weitergegangen wäre, wenn meine Mutter keine Demenz entwickelt hätte.
Vermutlich hätte es uns komplett entzweit und meine Mutter hätte zu dem finanziellen Desaster, vermutlich noch ihre Wohnung verloren.
So konnten wir ihr die letzten Jahre eine würdige Zeit bereiten, aber es hat uns auch eine sorgenfreie, wertvolle Zeit zusammen als Mutter-Tochter genommen.

Wenn man überhaupt eingreifen kann oder auch nicht, man benötigt einen Umgang für sich selbst damit, deshalb abschließend meine Frage: Hast Du einen Rat für andere Betroffene?

Schweigt es nicht tot und warnt andere!
1. ist es wichtig für einen selbst und
2. sensibilisiert es vielleicht andere, genauer bei seinen Lieben hinzusehen.

Scham ist hier fehl am Platz. Und ich weiß nur zu gut, dass zumindest jeder 3. sagt, darauf fällt keiner rein!
Wenn keiner darauf reinfallen würde, würde es diese Briefe nicht geben!
Ich glaube, ältere Alleinstehende sind besonders „gefährdet“, vielleicht auch Frauen eher als Männer.
Und in Zeiten wo alles so viel teurer und die Renten klein sind, hofft vermutlich der ein oder andere Rentner, auf das „große Glück“
Streicht die „Oldies“ aus dem Telefonbuch (auch hier gibt es genug Betrugsmaschen), achtet darauf, was sie erzählen.
Seht hin und hinterfragt, wenn Euch etwas komisch vorkommt.

Danke für den Erfahrungsbericht

Andrea schrieb mir im Verlaufe unseres Mailverkehrs, dass es sich dieser Text schon gelohnt hat, wenn wir nur einen Menschen damit erreichen. Das sehe ich auch so und deshalb, liebe Andrea – geht das dicke DANKESCHÖN an Dich. Es ist immer nochmal was anderes, wenn man den Erfahrungsbericht von Betroffenen lesen kann. Damit wird das ganze Thema irgendwie menschlicher und nahbarer. Andrea findet Ihr übrigens bei Instagram unter ihrem Account @rheinesherzblut – ganz sicher kennt sie die einer oder andere bereits. Danke fürs Lesen und ganz im Sinne von Andreas Aufforderung – passt auf Euch und Eure Lieben auf und habt einen schönen Sonntag.


Details zum Outfit

Rock

Culture – den habe ich schon einige Jahre und an heißen Tagen ist er grandios fürs Büro.

Bluse

Custommade – dieser Labelname ist im Fall der Bluse wirklich nicht korrekt. Obwohl ich die Puffärmel wirklich sehr gerne mag. Wenn man nicht gerne bügelt, sollte man den Finger von solchen Teilen lassen.

Schuhe

H&M – ich erinnere mich nicht mehr daran, wann ich sie gekauft habe. Ist schon ne Weile her. Sie sind aber perfekt fürs Büro.


7 Comments

  • Susanne Graue

    Was für eine heftige Geschichte! Ich hätte nie gedacht, dass es solche Ausmaße annehmen kann…was für eine Belastung auch für die Angehörigen. Danke, dass du hier Andreas Geschichte mit uns geteilt hat!

  • Tina von Tinaspinkfriday

    Guten Morgen Conny,
    ich hätte mir jetzt nicht vorgestellt, dass dann so viele Briefe kommen. Wahnsinn! Ich glaube sofort dass das eine schlimme Zeit für die ganze Familie war. Tatsächlich ist sogar mal der Mann meiner Arbeitskollegin auf einen Telefonbetrug reingefallen. Auch ein Gewinnspiel. Er hat die Bankverbindung telefonisch durchgegeben! Ein Mann berufstätig, noch keine 60!
    Und stellt euch vor, mein Mann arbeitet als Leiter bei Edeka. Da hat eine Angestellte auf einen gefakten Telefonanruf, Codes für diese Gutscheinkarten frei- und durchgegeben. Diese Karten für Amazon etc. Tausende Euro haben die dann abgeräumt. Junge Kollegin. Es trifft wirklich mehr als man denkt. Manche sind wohl sehr überzeugend.
    Dein Outfit gefällt mir. Der Rock wirkt durch die Punkte fröhlich sommerlich.
    Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag, liebe Grüße Tina

  • Edeltraud Markl-Vidovic

    Traurige Geschichte ,in meiner privaten Umgebung ist war der Enkeltrick fast erfolgreich.Ist im letzten Moment durch viel Glück verhindert worden.Die ältere Frau war taff und agil

    Toller Look

  • Karen

    Liebe Conni, liebe Andrea,

    Dieser Beitrag ist so wichtig!!

    Aber seid immer vorsichtig. Ich bin bei einer Sport-App mit einer Freundesanfrage konfrontiert worden. Angeblich sei er Holzmanager in Amerika. Schmierte immer Honig um den Mund, wie stündlich. Irgendwann kam er mit der Frage um die Ecke, ob ich ihm Geld überweisen könne, da es am Vortag einen Unfall mit den Maschinen gegeben hätte und er die Behandlung seine Arbeiter bezahlen müsse. Von mir gab es nur ein NO! Und sein Account wurde geblockt und gemeldet. Weiterer Kontakt ausgeschlossen. Gott sei Dank!

    Geht mit euren Daten vorsichtig um!

    Schönen heißen Sonntag

    Karen

  • Sara Clark

    Liebe Conny,
    Als fleißige Crime-Podcast-Konsumentin habe ich schon viel von diesen Betrügern gehört. Leider ist es dann auch so, dass die Opfer, wenn sie schon viel investiert haben, immer noch mehr investieren weil sie denken es muss sich doch eines Tages auszahlen. Das ist wirklich alles erschütternd, wenn man sich überlegt, dass jemand morgens aufsteht, um andere Menschen um ihr Geld zu bringen.
    Vielleicht kannst du mit deinem Beitrag ja wirklich helfen.
    Liebe Grüße
    Sara

  • EvelinWakri

    Liebe Conny!
    Sage nur einfach unfassbar, aber leider passiert es wirklich und ich kenne auch jemanden, der einer Betrugsmaschinerie aufgesessen ist.
    Schrecklich wenn es dann noch Existenzen und Familien zerstört.
    Man kann nicht genug auf solche Gefahren hinweisen.
    Danke Dir für den Beitrag.
    Liebe Grüße Evelin

  • Nicole

    Liebe Conny,
    ja, so etwas ist wirklich furchtbar und ich denke, selbst, wenn wir alle glauben, das könne nie passieren, ausgeschlossen ist es nicht.
    Bei diesen Schreiben bin ich mir sicher, ich wäre misstrauisch und gefeit. Jetzt.

    Aber ich habe schon von einem Fall gelesen, da hat die Tochter mit der Mutter ausführlich über die Gefahr gesprochen, bricht nach Hause auf (Weg dauert etwas). Eine halbe Stunde, nachdem sie los ist, rufen die Verbrecher die Mutter an. Und sie tappt rein. Geschäft mit der realen Angst.

    Nur einer sehr aufmerksamen Bankangestellten ist zu verdanken, dass nichts schlimmeres passiert ist. Da leisten einige wirklich Großes mit ihrem feingefühl.

    Und immer wieder reden, reden, reden. Und vielleicht Zettel bei den älteren gefährdeten Menschen aufhängen, dass sie IMMER erst nachfragen und auflegen sollen, egal wie viel Furcht sie spüren…

    Karens Fall ist ja auch ein Hammer. Zum Glück hat sie richtig reagiert.

    Und ich würde es gut finden, wenn diese dreisten Menschen bei Erwischen richtig bestraft werden.

    Ich habe den Tinder Swindler gesehen und war sprachlos.

    Drücken wir uns allen die Daumen, dass nichts passiert.

    Liebe Grüße
    Nicole