Gedanken über Nachhaltigkeit – was wäre wenn?
Mein letzter post über Nachhaltigkeit ist schon eine Zeit her… Nicht, weil ich aufgehört habe darüber nachzudenken. Nein, nein ganz im Gegenteil. Das Thema ist ein Dauerbrenner und ich versuche mir, bei all meinen Einkäufen sei es online oder vor Ort bewusst zu machen, woher die Teile kommen und unter welchen Bedingungen sie hergestellt worden sind. Außerdem kaufe ich nicht wahllos neue Kleidung, nur, weil sie gerade günstig hergeht. Aber trotzdem, ausschließlich nachhaltig einzukaufen ist schwer. Wir haben so viele Baustellen in unserer Wohlstandswelt … dass es wirklich nahezu unmöglich ist, sich bei allem und allem „korrekt“ zu verhalten. Nebenbei sollten wir auch noch unseren eigenen Lebensunterhalt verdienen, Kinder erziehen, eine Beziehung führen, vielleicht schon unsere Eltern und ganz sicher unsere Freundschaften pflegen und nicht zu vergessen – Carpe Diem – den Tag nutzen, ihn leben, als wäre es der Letzte und natürlich ein gutes Vorbild sein. Ja klar, wenn es weiter nichts ist…
Thoughts about sustainability – what would happen if?
It’s been a while since I last wrote about sustainability… not because I have stopped thinking about it. No, no, in fact it’s just the opposite. This is a permanent issue for me and I try whenever I buy something, be it locally or online, to find out where the items have come from and in what type of conditions have they been produced. As well as that, I don’t haphazardly buy clothes just because they happen to be low-priced. But nonetheless, buying exclusively in a sustainable way is difficult. There are so many obstacles in our affluent world…that it is virtually impossible to act “correctly” every time. At the same time we should try to earn our own livelihood, raise our children, maintain a relationship, maybe take care of our parents and definitely our friendships and not forget – Carpe Diem – live each day as if it were your last and of course give good example. Yes of course, if that’s everything …
Kapitalismus
… und natürlich sollen wir auf gar keinen Fall Fast Fashion einkaufen. Doch wäre es nicht das Allerbeste, Fast Fashion würde gar nicht erst produziert. Ich bin sicher, der Kapitalismus hätte was dagegen bzw. die paar großen Firmenbosse, die ganz oben an der Nahrungskette stehen und mit diesem System immer reicher werden. Es mag sein, dass jeder Einzelne von uns die Macht hat, dem Fast Fashion-Einkauf zu entsagen und damit diesem kapitalistischen Terror das Handwerk zu legen. Wir könnten unsere Kleidung selbst nähen oder wirklich nur auf Labels zurückzugreifen, deren Lieferkette transparent ist, deren Rohstoffe von umme Ecke kommen und die ihre NäherInnen fair behandeln und bezahlen. Es wäre wünschenswert, wenn sich das bei den KonsumentInnen durchsetzt. Also in Zukunft zum Beispiel bei Armed Angels und bei Manomama einkaufen.
Capitalism
… and of course we should definitely not buy fast fashion. But would it not be better if fast fashion wasn’t produced at all. I am sure that capitalism would have something against this i.e. a few big bosses of companies who are high up on the food chain and are becoming richer with this system. It might be that each of us has the power to renounce buying fast fashion and in doing so we would put a stop to this capitalist terror. We could sew our own clothes and effectively only buy brand names when their supply chain was truly transparent, when their raw materials came from around the corner and who treated their sewers fairly and paid them well. It would be desirable if that could become accepted amongst the consumers. Therefore in future only buy for example from Armed Angels and Manomama.
Doch was wäre wenn?
Wie soll man sich das vorstellen…, wenn alle nur noch bei „biozertifizierten“ (sofern es so eine Zertifizierung überhaupt gäbe) Bekleidungsgeschäften/-herstellern einkaufen? Unterliegen diese Unternehmen auch marktwirtschaftlichen Faktoren? Bestimmt da auch die Nachfrage das Angebot? Oder sind die Sachen dann einfach irgendwann aus??? Verfallen nachhaltige Produzenten irgendwann auch der Verlockung der Gewinnmaximierung? Schließlich tragen auch sie Sozialverantwortung für ihre Mitarbeiter. Bitte versteht mich nicht falsch – ich möchte die Thematik nicht lächerlich machen – aber wenn alle zu dem wünschenswerten, verantwortungsvollen textilen Konsum übergehen würden, dann wäre das Kaufverhalten wahrscheinlich ähnlich irrsinnig, wie Biolebensmittel aus Timbuktu zu kaufen. Der ökologische Fußabdruck einer ägyptischen Biokartoffel ist riesig, ganz im Gegensatz zu den moralischen Bedenken beim Kauf. Angenommen Karl Lagerfeld trägt anstatt einer Jeans von Dior, in Zukunft Denim von Trousers London – das Unternehmen könnte sich im Nu nicht mehr retten vor Bestellungen… Tja, was wäre wenn…???
But how would it be if..?
How should we imagine that……if everybody only bought from “bio-certified” (if such a certification existed) shops or producers? Would these companies succumb to free-enterprise factors? Would consumer demand also dictate the supply? Or would the things just be sold out at some stage??? Would sustainable producers after a period of time also succumb to the allurement of profit maximisation? After all they are also liable for the social responsibility of their staff. Don’t get me wrong here – I don’t want to ridicule this theme – but if everyone would change to this desired responsible textile consumption, then our purchasing behaviour would probably be similarly insane to buying organic food from Timbuktu. The ecological foot print of an Egyptian bio-potato is huge in comparison to the moral doubts when buying. Could you imagine if Karl Lagerfeld, instead of wearing a suede pair of jeans from Dior in the future wore denim from Trousers London – overnight the company wouldn’t be able to cope with all the orders they would get…..well, what would happen if…???
Die grüne Elite
Trotzdem, es hat sich was getan auf dem „grünen Modemarkt“ – neben den beiden oben genannten Labels, gibt es zwischenzeitlich mehr und mehr Hersteller, die auf faire Kleidung setzen. Doch was mich bei Manomama ein bisschen betrübt, ist die Art des Direktvertriebs. Beziehungsweise wer die Sachen vertreiben darf. Da das Label einen Online-Shop hat, ist der Einkauf selbst nicht das Problem, aber wenn man ein sog. mobiles Herz werden will, also die Stücke im Direktvertrieb verkaufen möchte, kann man das nur, wenn man ein ehrliches, grünes Herz hat. Bam (wie mein Sohn sagen würde), da ist sie wieder, die grüne Elite. Ist das nicht kontraproduktiv? Wenn wir wollen, dass eben alle Menschen, dieses ehrliche, grüne Herz haben sollten, muss man dann nicht genau da ansetzen. Jeder kann eine „Tuppertante“ werden, aber eine „Manomama“? Nur die grüne Elite. Mir ist schon klar, dass ich das Ganze wahrscheinlich überspitzt darstelle und schließlich weiß ich gar nicht genau, welche Kriterien genau herangezogen werden. Doch die Hemmschwelle für eine Bewerbung hängt um Einiges höher… Schade!
Tja und jetzt habe ich mich schon wieder um Kopf um Kragen geredet… Tut mir leid und ich danke jedem, der bis zum Schluss dran geblieben ist. Leider schaffe ich kein einziges Outfit ausschließlich mit Stücken einer Green-Fashion-Kollektion… doch alle Teile dieses Outfits, habt Ihr schon mal gesehen. Sie sind nicht neu und Kleidungsstücke lange zu tragen, das ist ja auch nachhaltig – irgendwie. So jetzt bin ich aber raus… Happy Friday
- Ganz kurz noch: Ein super interessanter Beitrag mit dem Titel: „Gewinne und Gewissen – wie moralisch kann Wirtschaft sein?“, lief vergangene Woche auf Bayern 2. Er dauert ca. 27 Minuten und ist wirklich sehr hörenswert.
The green elite
Yes, things have changed on the fashion market – as well as the above two mentioned brands, there are now more and more producers who are focussed on fair trade fashion. However one thing I don’t like about Manomama is their direct marketing strategy i.e. who is allowed to sell their products. Because the label has their own online-shop, the purchasing is not the problem but if you want to be a “mobiles Herz” i.e. if you wish to sell these items directly to the customer, you can only do that if you have an honest, green heart. Bam (as my son would say) there it is again, the green elite.Is that not counterproductive? If we want that all people should have this honest, green heart should we not arrange that exactly here. Anyone can sell Tupperware but not everyone can be a “Manomama”. Only the green elite. I know that I’m probably exaggerating things here and ultimately I don’t know what criteria exactly are consulted. But the inhibition threshold for applying is placed somewhat higher. What a pity!
So, once again I have managed to shoot myself in the foot … I’m sorry for that and thank all of you who have managed to stay with me till the end. Unfortunately I can’t manage an outfit exclusively made up with green fashion items… however, all of these things have been already seen. They’re not new and wearing clothes for a longer period of time is also sustainable, isn’t it? So that’t it from me … Happy Friday
Rock aus Seide: Patrizia Dini via Heine - nicht aus Seide, sondern aus Viskose, doch auch wunderschön und im Sale ist dieser Maxirock. Shirt&Clutch: H&M - was für ein wunderschönes T-Shirt mit Eiffelturm ist das denn... aber es steht ja auch schon drauf - classy and fabulous und diese Clutch ist wirklich ganz speziell und anders... und schön! Sandalen: Zara - Raubkatze im Birkenstockdesign oder im Sandalendesign....
7 Comments
Sabine
Guten Morgen Conny,
ich hab mich gefragt, ob der Direktvertrieb von M. nicht etwas wäre, was mir Spaß machen würde. Als ich die Bedingungen lass, ist mir der Spaß vergangen. Da ist dieser erhobene Zeigefinger, den ich so gar nicht mag. Ich versuche, wie Du, wenn möglich, erschwinglich und tragbar Ökomode zu tragen, kaufe zudem vieles second hand, aber ich will mir auch mal etwas nur nach gusto kaufen. Nur weil es mir gefällt. Das trage ich dann 10 Jahre. Und ich möchte n I c h t, dass mir jemand ein schlechtes Gewissen dafür macht. Das Shirt von M. trage ich wahrscheinlich keine 5Jahre, obwohl ich es mag. Die Qualität gibt das nicht her.
Ich finde es gut, dass Du dieses Thema immer wieder aufgreifst. Und Dein Outfit mag ich sehr!
Lieben Gruß
Sabine
Sabine Gimm
Liebe Conny,
das Problem ist: Alle müssten mitmachen. Es ist wie bei den Lebensmitteln. Nicht überall, wo Öko draufsteht, ist auch Öko drin. Viele Unternehmen setzen sich hier eine Tarnkappe auf, un sind nur Trittbrettfahrer. Der Kunde hat dann das Nachsehen. Trotzdem finde ich es gut, dass du dir immer wieder Gedanken machst. Mir gefällt dein Outfit ebenfalls.
LG Sabine
Cla von Glam up your Lifestyle
Liebe Conny,
über Nachhaltigkeit mache ich mir auch immer mehr Gedanken. Aber ich muss gestehen, ich fühle mich damit manchmal überfordert und weiß nicht genau wo ich ansetzen soll. Deshalb finde ich es toll, dass du das Thema immer wieder aufgreifet und mich damit auch anregst.
Wünsche dir ein schönes Wochenende. Liebste Grüße Cla
Annette
Bei Lebensmitteln greife ich schon lange zu Bioprodukten, sehe zu, dass ich regionale Produkte kaufe und lasse Äpfel aus Neuseeland links liegen… beim Thema Kleidung ist das schon viel schwieriger. Leider mangelt es derzeit am Angebot und ich bin nach wie vor der Meinung, dass ein Großunternehmen hier Vorreiter spielen müßte.
Wenn ich die Kollektionen der von Dir genannten Unternehmen anschaue muss ich leider sagen, dass da für mich kaum etwas dabei ist, was mir gefällt und schwupp bin ich wieder bei Zara & Co…
Ich wünsche mir, dass sich das ändert, derzeit fehlen mir leider wirklich gute Shops. Schade.
LG
Annette | Lady of Style
Susi
Danke für diesen tollen Beitrag!!! Ja, es ist nicht einfach mit der Nachhaltigkeit! Ich weiß das aus eigener Erfahrung!
Manomama und Sina kenne ich schon seit 2009. Seit sie ihr Unternehmen gegründet hat – und belächelt wurde. Ich kenne die Ansprüche an eine direktvertreibende Maiomama nicht, bin aber GANZ SICHER, dass sich alles im direkten Kontakt mit Sina klären lässt. Sprecht sie mal an, wenn ihr Interesse habt.
Susi
Extrem schicke Öko-Fashion gibt es übrigens hier:
https://www.thereformation.com
http://www.peopletree.co.uk/womens/dresses
Ines Meyrose (@InesMeyrose)
Am wichtigsten finde ich erst mal, dass man sich überhaupt Gedanken dazu macht und anfängt, Teile davon umzusetzen. In meinem heutigen Post geht auch auch Fast Fashion, denn ich habe die Ausstellung dazu in Hamburg besucht. Dazu habe ich auch bewusst schon oft getragene Kleidung getragen, denn alles andere wäre mir wie Dir ebenso unpassend erschienen.
Es ist ein bleibt ein Spagat, denn wir sind alle nicht bereit, so viel zu tun wie wir könnten.