Was ist es eigentlich, das mich stört? Also… so richtig?
Klar, irgendwie geht’s um Aufmerksamkeit. Nicht meine schönste Seite, aber sie ist da. So ein bisschen wie Bläschen an der Lippe – nicht dramatisch, aber man weiß, dass man es hat. Und wenn man dann doch mal sagt: Hey, ich hätte da auch gern ein kleines bisschen gesehen werden, dann klingt das schnell wie das kleine Mädchen, dem Mama den Lolli weggenommen hat. Oder die Puppe. Oder beides, weil sie einen schlechten Tag hatte.
Und was macht das kleine Mädchen dann? Richtig. Es ballt die winzigen Fäuste und kämpft. Weil Aufgeben wäre ja auch peinlich. Also kämpfe ich, metaphorisch natürlich und selbstredend ohne Waffen. Und gegen wen? Gegen Windmühlen!

Ich + Welt = gegenseitige Dauerbeeinflussung
Aber es geht eben nicht nur um mich. (Auch wenn ich mir sehr gut, mich als Mittelpunkt des Universums vorstellen kann – Scheeerz). Sondern es geht darum, wie sich das Ganze – dieses Bedürfnis nach Aufmerksamkeit – wie ein feiner Nebel auf unser Kollektiv legt. Denn klar, es betrifft jeden. Manche ein bisschen, manche wie ein Presslufthammer. Und dadurch verändert sich eben alles. Weil jede noch so kleine Reaktion – ein Like, ein Klick, ein weiterer Kommentar mit “mega” – dem Algorithmus sagt: Das hier bitte öfter.
Also ja, wir schauen hin. Und wir sind Teil davon. Wenn wir Videos, wie die zum Beispiel die von Sue Giers anschauen – aus Belustigung, Empörung oder echtem Support – dann machen wir sie sichtbar. Und der Algorithmus sagt Danke mit 3x täglich Content dieser Art.
Ist das jetzt Empowerment… oder Instagram-Karaoke?
Und ich weiß nicht, ob das gut ist. Sue Giers tanzt, posiert, überspitzt – um zu sagen: „Ich bin über 50, ich bin hier, und ich hab noch lange nicht fertig.“ Okay. Fair enough. Und wenn ich ganz ehrlich bin: Ich finde sie nicht blöd. Im Gegenteil. Ich habe sie diese Woche auf einem tollen Event (mehr dazu in unserem Podcast) kennengelernt und finde sie sympathisch, reflektiert, wach. Also eigentlich all das, was ich mag.
Aber warum krieg ich dann so ein leichtes Augenflackern beim Scrollen durch ihren Feed? Weil ich plötzlich überlege: Was genau wird hier sichtbar? Dass Frauen über 50 tolle Beine haben können? Dass sie noch “was reißen”? Dass sie tanzen dürfen, wie sie wollen? Ja, klar. Aber war das jemals die Diskussion, die wir führen wollten?
Aufmerksamkeit ist keine Währung für Tiefgang
Und dann las ich diesen Satz in einem Newsletter von Franziska Bluhm:
„Aufmerksamkeit schlägt Inhalt.“
Und mein linkes Augenlid hat ganz kurz gezuckt. Denn wenn Aufmerksamkeit Inhalt schlägt, was machen wir dann mit allem, was leise, differenziert oder unsexy ist? Lassen wir es links liegen? Wischen wir drüber?
Und dann ist da noch der Aspekt, der so unangenehm nach Eigenverantwortung riecht: Vielleicht liegt es nicht nur an Sue Giers oder irgendwelchen Influencer*innen, sondern an uns. Ja. Uns. Weil wir draufklicken. Weil wir hinsehen. Weil wir – ob wir wollen oder nicht – mit jedem Klick das Spiel mitspielen.
Intelligenz oder Reflex?
Liegt es wirklich an mangelnder Intelligenz, wenn wir immer wieder auf die gleichen lauten Inhalte klicken? Oder ist es eher Gewohnheit? Müdigkeit? Dieses ständige Bedürfnis nach Ablenkung, weil der Kopf sowieso schon voll ist? Vielleicht trifft unsere Aufmerksamkeit einfach nicht immer die besten Entscheidungen – vor allem dann nicht, wenn wir müde, überfordert oder einfach nur erschlagen vom Alltag sind.
Also nochmal: Was will ich eigentlich?
Ich will, dass Frauen über 50 sichtbar sind. Aber nicht nur, weil sie gut aussehen. Sondern, weil sie was zu sagen haben. Weil sie was erlebt haben. Weil sie mehr sind als ein Filter mit Smooth-Skin und einer Caption über „authentisches Altern“ (was genau ist das überhaupt). Ich will kein entweder/oder – ich will mehr und. Ich will, dass wir feiern, wie wir aussehen, aber ich will auch dafür gefeiert werden, wenn wir etwas zu sagen haben.
Wir dürfen auffallen, ja.
Aber wir dürfen nicht repräsentieren.
Wir entscheiden, was sichtbar wird – wirklich sichtbar
Und dafür braucht es halt mehr als 15 Sekunden Aufmerksamkeitsspanne und einen schnellen “Like”. Dafür braucht es vielleicht dich. Ja, genau dich, die das hier gerade liest. Denn am Ende entscheiden wir, was sichtbar wird. Mit jedem Blick. Mit jedem Klick. Und ob es nur die tanztauglichen Beine sind, die gesehen werden – oder auch das, was darüber hinausgeht.
Und ja – ich trage dabei Hahnentritt
Das passt vielleicht ganz gut zum Thema: Ich schreie laut – in einem Anzug.
Genauer gesagt: einem lässigen Hahnentritt-Zweiteiler von Closed, den ich im Job gerne komplett trage, aber auch solo sehr mag – das Sakko zur Jeans, die Hose mit Shirt und Sneakern.
Für mich ist Mode kein Kostüm, sondern Haltung in Stoffform.
Und wenn ich hier stehe, mit Meinung und Muster, dann ist das eben nicht nur visuell, sondern auch inhaltlich abgestimmt. Das hoffe ich zumindest. Meine Bloggerfreundin Susi Ackstaller hat zu diesem Thema auch eine ganze Menge zu sagen und das auch getan. Erst kürzlich im Fernsehen. Sie war bei „Wir in Bayern“ zu Gast und daraus ist eine sehr sehenswerte Sendung geworden.
Sichtbar sein heißt noch lange nicht gefragt sein
Ein Gedanke dazu kam mir übrigens erst kürzlich im Gespräch mit Cla von Glam up your lifestyle – wir haben darüber geredet, wie paradox das eigentlich ist:
Wir zeigen uns, wir produzieren hochwertigen Content, wir sind präsent. Aber gefragt sind wir – also wirklich gefragt, als Gesichter von Marken – eher selten. Denn obwohl wir uns sichtbar machen – auf Bildern, im Text, mit Haltung und Hahnentritt – bleibt die große Bühne für Frauen über 40 meistens reserviert für den Schlussverkauf.
Als Bloggerin, Contentcreatorin, Influencerin – wie auch immer man es nennt – bin ich da, ich bin aktiv, ich bin verlässlich. Und trotzdem: Für große Labels sind wir Frauen über 40 selten die erste Wahl. Wenn überhaupt, dann dürfen wir performen, aber nicht repräsentieren. Da setzt man lieber auf bekannte ältere Schauspielerinnen – die in ihren eigentlichen Berufen auch schon um Rollen kämpfen müssen – aber immerhin dürfen sie dann mal als Testimonial für Anti-Aging-Serien ran. Für uns reicht’s nicht mal dazu.
Seit über fünfzehn Jahren zeigen wir:
Wir sind da.
Wir haben Stil. Wir haben was zu sagen.
Auch laut reicht nicht
Und übrigens: Auch für die „lauten“ Frauen reicht es nicht.
Die, die tanzen, übertreiben, provozieren, um Aufmerksamkeit zu erzeugen – auch sie bekommen keine Design-Kollaboration, keine internationale Modekampagne.
Sie dürfen auffallen, ja. Aber sie dürfen nicht repräsentieren.
Und das frustriert nicht nur, es wirft auch eine größere Frage auf: Wann genau findet eigentlich das Umdenken statt?
Seit bald zwanzig Jahren gibt es Ü30- und Ü40-Bloggerinnen. Seit über fünfzehn Jahren zeigen wir: Wir sind da. Wir haben Stil. Wir haben was zu sagen. Und trotzdem?
Auf den großen Plakatwänden bleibt’s meist: jung oder prominent. Aber selten: wir.
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Sichtbarkeit für Frauen über 50 kostet Zeit – und verdient Support
Vielleicht nervt es mich auch deshalb so sehr, weil ich eben nicht gelernt habe, laut zu sein. Ich bin eine von denen, die „bitte“ sagen, bevor sie eine Meinung äußern. Eine von denen, die sozialisiert wurden mit dem Satz: „Sei nicht so fordernd, das mögen Männer nicht.“ Und: „Warte nur, bis du mal Kinder hast – dann wirst du schon sehen, wie das Leben ist.“
(Spoiler: Ich hab zwei Kinder. 18 und 20. Ich hab gesehen, wie das Leben ist. Und es ist schön. Komplex. Und kein bisschen so, wie man es mir früher versprochen oder angedroht hat.)
Aber selbst wenn meine Kinder heute ihre Brotdosen selbst befüllen – ich sorge für das Frühstück. Overnight Oats, versteht sich. Gesund, lecker und nicht einfach vom Himmel gefallen. Die Zeit, die ich dafür aufbringe, ist genau wie die Zeit, die in jedem dieser Texte steckt: begrenzt, aber bewusst eingesetzt. Denn dieser Blog hier? Der schreibt sich nicht von allein. Jede Woche ein neuer Beitrag. Für euch. Für uns. Für das Gefühl, dass etwas gesagt werden muss. Und ja, das ist Arbeit. Ohne Bezahlung. Ohne Paywall. Und auch ohne 37 Werbebanner, die einem entgegenschreien, man möge doch jetzt bitte seine Leberwerte messen lassen. Wobei das eine wirklich gute Idee wäre. Also diese Messung – nicht das Banner.
Klicks mit Haltung
Ich bewerbe hier nur, was ich selbst gut finde. TONI Fashion. THE BRITISH SHOP. Und ein paar Affiliate-Empfehlungen, die ihr am Ende jedes Beitrags findet. Die sind mit Bedacht ausgesucht – kein Massenzeug, kein Schnäppchen-Zirkus.
Und falls du dich fragst, wie du das am einfachsten tun kannst:
Klick einfach auf eine meiner Empfehlungen – zum Beispiel
oder auf die Affiliateverlinkungen am Ende meiner Beiträge.
Du unterstützt mich damit mehr, als du denkst.
Und du bekommst auch was zurück: Stil. Klasse. Und die Befriedigung, ein bisschen Kultur im Netz zu retten. Denn obwohl ich gelernt habe, leise und angepasst zu sein, schreie ich jetzt mal laut: Lasst uns dieses Medium hier gemeinsam erhalten – ehrlich, unabhängig und persönlich. Das wäre wirklich toll und ich bedanke mich dafür. Und natürlich auch für Eure Zeit und überhaupt. Habt einen schönen Sonntag und ne gute Woche.
Details rund um den Look
- Anzug: Closed – der war eine kleine Sünde, der ich nicht widerstehen konnte. ist nimmer verfügbar.
- Weste: hab ich schon ewig – hier ein aktuelles Modell von Mango (Affiliatlink). Meiner Weste ähnlich, ist dieses Modell von Brunello Cucinelli, das ich bei YOOX gefunden haben (Affiliatelink).
- Schuhe: Adidas – war eine Sonderedition. Ist ein Response CL und die gibt es natürlich in mehreren Varianten bei Adidas. (Affiliatelink)
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Der Podcast für Frauen ab vierzig
Du hast Lust auf mehr? Dann hör doch mal rein!
Wenn Du wissen willst, warum ein Zahnarztbesuch zum Plot-Twist wurde, was wir bei der And Just Like That-Premiere in Berlin erlebt haben (inklusive Cocktails, Ballett und ganz viel Mode), und wieso ein Flying Buffet uns tatsächlich satt gemacht hat – dann ist unsere neue Podcast-Folge genau das richtige für Dich.
Claudia und ich nehmen Dich mit hinter die Kulissen eines wunderbaren Events, plaudern über alte Serien-Liebe, neuen Streaming-Frust und über Mode, die sich nicht immer erklären lässt – aber trotzdem Spaß macht.
Reinhören lohnt sich – wir freuen uns auf Dich!
Hör rein – bei Spotify, Apple Podcasts oder wo auch immer du deine akustischen Drogen konsumierst.
Oder ganz oldschool: ohne Abo, ohne App, einfach oben klicken – geht auch.
Und wenn’s dir gefällt: Abonnieren schadet nicht. Uns jedenfalls nicht. Und weitersagen wäre auch grandios.
Die Frage ist für mich eher, warum muss man ständig sein Alter und seine Sichtbarkeit in den Fokus stellen? Heute kann doch jeder sein wie er will, anziehen was er will und tun, was er für sinnvoll und gewinnbringend hält. Ich bin 58 und habe mich bisher noch nie unsichtbar gefühlt, warum auch? Ich brauche auch keine “ lauten“ Frauen mit ihren Instagrammbeiträgen, die einem vermitteln wollen, dass man auch mit Ü 50 alles machen und tragen kann, dass es keine Altersgrenzen gibt und man dabei den Körper einer 30jährigen haben kann, wenn man nur dieses und jenes macht oder zu sich nimmt.
Man braucht doch solche scheinbaren Begrenzungen gar nicht aufgeben, die gibt es doch gar nicht, höchstens in unseren Köpfen.
Einfach machen und ausprobieren und schauen, wie man sich fühlt. Ich habe gegen aller Vernunft und vielen gutgemeinten Ratschlägen ( dein Rücken! Verletzungsgefahr! Die Gelenke, du bist 54!…) vor ein paar Jahren mit Eiskunstlauf und Rollkunstlauf angefangen und trainiere fast ausschließlich mit jungen Menschen oder “ mittelalten“ ehemaligen Wettkampfläufern. Natürlich werde ich keinen dreifachen Axel mehr springen, aber es macht mir mega Spaß und ich finde die Gruppe toll. Warum sollte ich in ein Fitnessstudio gehen, um mit perfekt trainierten Muskelgruppen sichtbar zu sein, wenn es mir keine Freude bereitet? Wir entscheiden doch selbst. Du liebe Conny und auch Susi von Texterella oder Cla, ihr seid doch absolut sichtbare Frauen mit viel Ausstrahlung und Intellekt. Ist es euch so wichtig, Vertreter/ Markenbotschafter einer Kosmetik/ Bekleidungsmarke zu sein? Oder ist es finanziell für euch notwendig? Vielleicht gibt es auch andere Modelle,die Einnahmen regenerieren? Wir Leser, die euch gut finden, unterstützen mit kleineren Beiträgen eure annähernd werbefreien Texte?
Auf jeden Fall, herzlichen Dank für deine unterhaltsamen und wertvollen Texte!
Hello, liebe Alexandra, ich sehe das genauso wie du und habe gerade das starke Gefühl, dass ich das nicht richtig rüber gebracht habe in meinem Beitrag. Denn ja, warum müssen wir das Alter immer vor uns hertragen wie eine Monstranz? Wer will das sehen? Und da denke ich, Socialmedia beweist, das sind scheinbar viele – also in jedem Fall mehr, als zum Beispiel meinen Content. Also eher leise Inhalte und nicht hey, hier bin ich – schau mal alle her und hört, was ich zu sagen habe. Ich empfinde das nach wie vor als großes Geschenk, dass es Menschen gibt, die mir ihre Zeit schenken. Da bin ich dankbar dafür. Aber ich würde meinen Kooperationspartnern einfach gönnen, dass sie ebenfalls eine große Aufmerksamkeit mit der Werbung bei mir generieren. Denn: Ich bin auch dafür dankbar, dass es denen nicht ausschließlich um die Masse geht, sondern auch um die Qualität und die Nachhaltigkeit, die eine lange Zusammenarbeit mit sich bringt. Aber wirtschaftlich gesehen, ist es für Firmen natürlich auch unerlässlich große Reichweiten zu haben und Verkaufszahlen mit der Werbung zu erreichen. Da reicht reine Awareness einfach nicht aus – schließlich gibt es hier zu denkenden Kosten und es hängen Jobs dran.
Also letztlich geht es dabei gar nicht immer nur um den Einzelnen bzw. die Einzelne – aber die Leute schauen eben dort hin, wo jemand schreit – hallo, ich bin xx alt und habe xx überlebt oder ellenlange Beine. Und das ist für mich einfach auch kein Inhalt… Wofür genau steht man denn da? Und ich habe auch noch nie einen Mann gesehen, der sich über diese Form der Inhalte definiert… Aber gut, das ist wohl auch kein Maßstab. Aber es geht irgendwie auch ums große Ganze – das hat Susi in ihrem Kommentar aber auch sehr gut formuliert. Den Aspekt hatte ich in meinem Beitrag während des Schreibens zwar im Kopf – aber leider nicht in Wort gefasst.
Ich danke dir jedenfalls für deine aufbauenden Wort und überhaupt fürs Hiersein und deine Zeit – hab einen schönen Sonntag – herzlich, Conny
Liebe Conny,
zuerst einmal danke, dass du so ausführlich auf meinen Kommentar geantwortet hast. Und natürlich würde ich deinen Kooperationspartnernauch mehr Aufmerksamkeit mit deinem Kontent gönnen, aber vielleicht liegt es auch daran, dass Frauen mit 50Plus einfach prinzipiell nicht mehr so viel konsumieren wie mit 20?Zumindest ist es bei mir und meinen Freundinnen so und man wählt auch gezielter aus,reflektiert, was wirklich zu einem selbst und seinem Stil passt. Außerdem spielt Nachhaltigkeit bei mir inzwischen eine sehr große Rolle, ich kaufe auch hochwertige Secondhandware. Aber insgesamt viel weniger, als in den 20er/ 30er Jahren. Und deine Zielgruppe sind ja sicher Frauen 40Plus.
Es liegt auch definitiv nicht an deiner tollen Art und Weise der Präsentation! Man sieht und spürt auf deinen Bildern, dass du die Ware gerne trägst und vielfältig kombiniert. Du wirkst sehr positiv und authentisch.
Vielleicht spielt auch der Algorithmus bei Instagramm und Co eine Rolle? Da bekommt man oft die lauten, aufmerksamkeitsheischenden Beiträge reingespielt, obwohl ich die immer schnell übergehe? Dafür kenne ich mich zuwenig in diesem Metier aus.
Ich wünsche dir eine schöne, erfüllende und erfolgreiche Woche!
Liebe Conny,
Danke für diesen Beitrag (und natürlich für die Verlinkung).
Ich denke, wir müssen das Problem der Unsichtbarkeit von uns Frauen ab 50 von der individuellen auf die gesamtgesellschaftliche Ebene heben. Ich persönlich fühle mich auch durchaus noch gesehen (nicht mehr so stark wie früher, aber doch noch ;-)), aber blicken wir doch mal in die Wirtschaft, in die Politik, in die Kultur und in die Wissenschaft – wo sind da die Frauen über 50 und 60? Männer gibt dort reichlich, aber Frauen? Und das wirkt sich natürlich aus, weil es dann auch niemanden gibt, der unsere Bedürfnisse angemessen vertritt. Das gilt für Frauen jeden Alters, aber für uns „ältere Semester“ noch viel mehr. Wer im Bundestag vertritt uns denn, wenn es ohnehin viel weniger Frauen als Männer gibt und diese Frauen dann auch noch im Durchschnitt jünger als die anwesenden Männer?! Oder Fernsehen: Wenn Frauen im Fernsehen immer jung sind oder zumindest aussehen – da kann dann schon das Gefühl bekommen, dass wir gar nicht mehr existieren. Das ist doch das Problem.
Plus: Sichtbarkeit wird für uns zur Hol-schuld. Wir müssen auf Instagram (oder wo auch immer) halbnackt rumtanzen, unsere schlanken Beine zeigen oder sonstige Spirenzchen machen, um wahrgenommen zu werden. Ich wüsste keinen Mann, der das mit Mitte 50 oder Anfang 60 tut.
Männer werden mit 69 noch Bundeskanzler, wir Frauen gehen dann in den Kirchenchor oder hüten die Enkelkinder. D. h. Auch: wir Frauen müssen selbst aktiv werden und dürfen nicht freiwillig oder gar proaktiv in die zweite oder dritte Reihe zurücktreten. Das gelingt aber meines Erachtens nicht unbedingt dadurch, dass wir auf Instagram unsere schlanken Beine zeigen und unser Alter dazuschreiben. Was für eine Botschaft soll das auch sein? Dass man mit Mitte 50 nur sehenswert ist und Wahrnehmung verdient, wenn man schlank und schön ist?
Liebe Grüße!
Liebe Susi, ja, ja und ja… das habe ich in meinem Beitrag zu wenig betont. Denn letztlich geht es um große Ganze und nicht nur um uns im Einzelnen. Denn Sichtbarkeit ist gerade in unserem Business ja etwas sehr Individuelles. Aber in all den Jobs, die du oben nennst, gibt es eben die großen Defizite. Und um ehrlich zu sein, ich habe in meinem Leben selten Frauen in Führungspositionen erlebt, die nicht wirken wie Männer. Keine Ahnung, wie ich das beschreiben soll – aber häufig sind weibliche Vorgesetzte sehr tough und stehen ihren Mann. Was auch immer das genau heißt.
Dankesehr fürs Lesen und deinen Kommentar – lieber Gruß, Conny
Ja, (leider 🙈 ) werden Männer mit 69 Jahren noch Bundeskanzler,aber ich für mich könnte mir das nicht vorstellen, wollte es auch nicht und schätze mal, so geht es vielen Frauen.😉
Ich war bis letztes Jahr in einer Führungsposition, habe viel erreicht und habe sowohl von Männern , als auch von Frauen viel Unterstützung/ Bestätigung in der Umsetzung meiner Ziele für bekommen, allerdings waren meine Ziele keine individuellen, sondern dienten der Weiterentwicklung und Förderung von jungen Menschen. Ich habe oft den Zusammenhang zwischen individueller und gesellschaftlicher Entwicklung aufgezeigt und glaube mir, viele Menschen sehen da erstaunlicherweise wenig Zusammenhang. Gut gebildete Frauen jedes Alters können mit einer guten Portion Selbstbewusstsein sehr viel erreichen und darauf baue ich.
Ich persönlich habe mich z.B. durch Annalena Baerbock immer gut vertreten gefühlt, sie hat klar und deutlich ihre Ansichten formuliert und uns Frauen sehr gut vertreten. Das wurde ihr ja auch oft genug vorgeworfen, auch, dass sie Wert auf ihr Äußeres legt.
Meiner Erfahrung nach ist offene, ehrliche und wertschätzende Kommunikation der Schlüssel, egal bei welchem Geschlecht, und dies macht auch sichtbar. Aber man muss ständig dranbleiben, es kostet viel kognitive und emotionale Kraft und Werbeverträge wird es aber leider sicher nicht einbringen. Herzliche Grüße und d danke für deinen tollen Blog!
Liebe Conny,
ich mag deinen Blog seit vielen Jahren und sehe dich jeden Sonntag ;), und außerdem täglich auf instagram. Außer einem Herzchen kriegst du da aber meist nichts davon mit.
Vielleicht geht es vielen in meinem Alter so (bin 62) – Alexandra, die oben schon geantwortet hat, spricht genau das aus, was ich auch denke.
Ich „sehe“ dich, weil du toll schreibst ( bin Deutschlehrerin 😉 und überhaupt ein prima Mensch mit Hintergrund bist. Deine Mode, die nicht immer meinen Geschmack trifft, schaue ich trotzdem interessiert an und traue mich manchmal auch deshalb an Neues.
Natürlich habe ich auf deinen link zu Sue geklickt, die kannte ich noch gar nicht, weil ich eher auf den Seiten, der „normalen“ 50+ Frauen unterwegs bin. Ich möchte nun Sue nicht zu nahe treten, aber ihre Seite mag ich nicht abonnieren. Obwohl ich schlank bin und auf mein Äußeres und Mode achte, mag ich keine Seiten von Frauen anschauen, die zwar die Figur von 20 jährigen haben (blöder Satz, denn nur ein kleiner Teil der 20 jährigen hat so eine Figur, nicht mal mehr bei GNTM), aber ansonsten mir optisch so gar nicht gefallen. Dünn ist ja nicht gleich schön.
Bitte schau nicht auf die Werbebanner, sondern bleib bei deinem Hobby.
Ich würde sehr gern mir dir zusammen alt werden 😉
Sabine