Rabatte. Sonderaktionen. Zeitlich streng limitierte Deals. Früher klang das für mich nach einem kleinen Geschenk – so nach dem Motto: „Hey, guck mal, weil du so nett bist, bekommst du diesen Pullover heute 40 % günstiger.“ Heute weiß ich: In Wahrheit will mir da einfach jemand die Ladenhüter andrehen – vorzugsweise mit Countdown-Uhr und leichtem Verkaufsdruck im Nacken. Natürlich habe ich das auch nicht gleich durchschaut. Im Gegenteil: Ich bin in der Vergangenheit selbst mehr als einmal in die Rabattfalle getappt. Und manchmal, da war das sogar gar nicht mal schlecht. Da hatte ich wirklich Glück, weil eines dieser verramschten Teile zufällig genau auf meiner Wunschliste stand. Was das wohl über meinen Geschmack aussagt? Uff. Aber ganz ehrlich? Das war eher Ausnahme als Regel. In 9 von 10 Fällen hab ich den Kauf später bereut – oder das Teil nie getragen. Außer beim Umzug, da durfte es mit in die Kiste „Kann weg“.

Der Mythos vom Mega-Sale

Gerade im Fashion-Bereich ist es faszinierend zu beobachten, wie clever manche Händler agieren. Da werden Stücke reduziert, die gefühlt seit der vorletzten Eiszeit im Shop liegen – und plötzlich tauchen sie unter „Nur heute: Flash Sale!“ auf. Tja, und weil da eine große rote Prozentzahl blinkt, wirken die Teile gleich viel begehrenswerter. Ich habe in den letzten Jahren ein feines Näschen für diese Rabatt-Maschen entwickelt – einfach, weil ich so oft online unterwegs bin, Wunschlisten pflege und mich brav für zig Newsletter angemeldet habe (allein wegen der 10 % Willkommensbonus – you know the drill). Dadurch erkenne ich Muster. Und ich erkenne: Diese Rabatte sind oft nichts weiter als Verkaufspsychologie mit Glitzerfilter.

Zwei Blazer, ein Trick

Ein Klassiker, den du sicher auch schon gesehen hast: Zwei (fast) identische Blazer – einer in Schwarz, einer in Blau. Der schwarze ist zum regulären Preis erhältlich, der blaue mit 30 % Rabatt. Rate mal, welcher sich gut verkauft? Genau. Der schwarze. Der blaue steht da rum wie ein ungebetener Partygast – und soll jetzt endlich weg. Würde ich den blauen auch kaufen, wenn es keinen Rabatt gäbe? Wahrscheinlich nicht. Aber mit rotem Sale-Etikett? Da gerate ich schon mal kurz ins Wanken.

Rabatt macht was mit uns – und die Händler wissen das

Ich nehme mich da überhaupt nicht aus. Wir sind eine Nation der Schnäppchenjäger*innen. Das ist irgendwie kulturell verankert – wie der Pfandbon im Portemonnaie oder der Spruch „Ich schau mal, ob ich das günstiger finde“. Das Belohnungssystem im Hirn jubelt bei „30 % Rabatt“ – auch wenn es sich dabei um das synthetische Blusenmodell handelt, das bei jeder Bewegung knistert und aussieht wie eine Mischung aus Regenponcho und Business-Experiment. Hauptsache: Günstig! Oder?

conny doll lifestyle: Samtblazer Christian Wjinants via Lindner Fashion

Der Rabatt, der keiner ist

Ich hab für mich festgestellt: Ein echter Rabatt bringt mir nur dann was, wenn ich das Teil ohnehin kaufen wollte, wenn es seit Wochen auf meiner Wunschliste steht. Wenn ich es schon dreimal im Warenkorb hatte und jedes Mal dachte: „Ach, ist schon teuer…“ – dann ist ein Preisnachlass sinnvoll. Aber wenn ich plötzlich 20 % auf irgendwas bekomme, das ich vorher nie gesucht habe? Dann spare ich … auf dem Papier. In echt gebe ich Geld aus für etwas, das ich ohne diesen Rabatt niemals gekauft hätte. Und der Platz im Schrank? Der wird auch nicht größer, nur weil das Teil 20 % weniger gekostet hat.

Ein Rabatt ist nur dann etwas wert, wenn er zu deiner Entscheidung passt – nicht, wenn er dich zu einer drängen will.

Vom Wunschzettel zur Wirklichkeit

Mittlerweile bin ich kritischer geworden. Wenn ich meine Wunschlisten durchgehe oder die x-te Newsletter-Mail mit „Nur heute!“ bekomme, dann zucke ich nicht mehr sofort mit der Kreditkarte. Denn ich weiß: Viele dieser Aktionen wirken spontan – sind aber genauestens geplant. Manchmal wird ein Produkt einfach umbenannt, in einem neuen Winkel fotografiert oder bekommt einen fancy neuen Namen wie „Essential Piece“ – und schon soll ich denken: Oh wow, das ist ja neu!

Spoiler: Ist es nicht.

Rabattfalle oder echtes Schnäppchen? Vorsicht beim Shoppen lohnt sich. Samtblazer von Christian Wijnants

Was ein guter Rabatt wirklich ist

Ein guter Rabatt fühlt sich an wie ein Geschenk, nicht wie eine Falle. Er kommt genau dann, wenn du das Teil wirklich willst – und nicht, wenn der Algorithmus dir vorgaukelt, dass du es brauchst. Ein Mantel, den ich seit Wochen anschmachte, für 10 % weniger? Jackpot. Ein Kleid, das plötzlich im Sale auftaucht, obwohl ich es nie gesucht habe? Meh. Und ja, ich weiß, wie schwer das ist. Dieser ganze Rabatz mit den Rabatten ist eine regelrechte Reizüberflutung. Countdown-Timer, Mails mit Betreffzeilen wie „Nur noch 3 Stunden!“, künstliche Verknappung. Das ist kein Sale, das ist ein Angriff auf unseren klaren Menschenverstand.

Kleine Läden, große Herzen

Was mir in all dem Konsum-Overload auch bewusst geworden ist: Der kleine Einzelhandel spielt bei diesem Rabattzirkus einfach nicht mit. Das kann er vielfach einfach nicht. Denn für kleine Läden bedeuten 30 % weniger eben nicht „cleverer Marketing-Move“, sondern oft echte Verluste. Unsere kollektive Rabatt-Euphorie trifft am Ende die Falschen. Die, die mit Herzblut und persönlichem Einsatz arbeiten. Die, die wirklich Qualität liefern – ohne die psychologische Keule. Und wenn ich ehrlich bin: Genau die will ich eigentlich unterstützen. Nicht die, die mir mit jedem Klick ein schlechtes Gewissen machen, weil ich „einmalig günstige Chancen“ verpasse.

Unsere kollektive Rabattgier trifft also oft genau die Falschen – jene, die wirklich mit Sorgfalt, Qualität und Kundennähe arbeiten.

Rabattfalle oder echtes Schnäppchen? Vorsicht beim Shoppen lohnt sich.

Also: Leichter shoppen – mit klarem Kopf

Ich versuche, mich nicht mehr von jedem roten Etikett verführen zu lassen. Sondern lieber gezielt zu kaufen. Und auch mal mutig „Nein danke“ zu sagen – vor allem dann, wenn der Deal einfach keiner ist. Mein neuer Leitsatz: Nur weil etwas im Angebot ist, muss ich es nicht haben. Punkt. Und wenn mir ein Shop zwei Blazer präsentiert – einer in Blau, einer in Schwarz – und nur der blaue ist reduziert? Dann kaufe ich gar keinen. Und fühl mich dabei ziemlich gut.

Offline schlägt Algorithmus: Mein Glücksmoment im Laden

Zwischen all den Rabattfallen, blinkenden Bannern und Lagerhütern gibt’s sie tatsächlich – diese kleinen, echten Glücksmomente. Zum Beispiel, wenn ein Ensemble, das ewig auf der Wunschliste stand, plötzlich Wirklichkeit wird. In meinem Fall war es dieser Zweiteiler, der mir seit Monaten nicht mehr aus dem Kopf ging. Ich hab ihn mir immer wieder angeschaut, aber nie gekauft – weil: nicht gerade ein Schnäppchen. Und dann kam der Moment, in dem plötzlich nur noch ein einziges Exemplar übrig war. Ausgerechnet in meiner Größe. Und mit einem „last piece“-Rabatt versehen, der das Ganze nicht nur erschwinglicher, sondern auch irgendwie magisch gemacht hat.

Das Beste? Ich hätte ihn online nie in dieser Größe bestellt. Nur weil ich ihn im Laden anprobieren konnte, wusste ich: Der passt. Und wie! Ein kleines Halleluja also auf den stationären Handel – auf ehrliche Beratung, echte Anprobe und dieses unersetzbare Gefühl, wenn ein langer Wunsch endlich Realität wird. Ohne Algorithmus. Ohne Countdown. Einfach, weil’s passt.

Und jetzt bist du gefragt:

Wie ist das bei dir? Bist du auch schon mal auf so eine Rabattaktion reingefallen – oder hast du vielleicht sogar mal einen echten Glücksgriff gemacht?
Ich freu mich auf deine Erfahrungen – und wünsch dir ein frohes und gesegnetes Osterfest. Mit leeren Warenkörben, äh Osternestern, vollem Kaffee und einem klaren Blick für das, was du wirklich brauchst.

Natürlich ist das in zwölf Bloggerjahren nicht der erste Beitrag über Rabatte – guckst du hier.

conny doll lifestyle: Modeblog 50plus, stylish, modern, Rollkragen, graue Hose und Samtblazer

Details rund um den Look

conny doll lifestyle: Modeblog 50plus, stylish, modern, Rollkragen, graue Hose und Samtblazer
  • Blazer: Christian Wijnants via Lindner Fashion. Eigentlich ein Anzug, den ich seit Herbst angeschmachtet hab. Im Februar hatte Susanne dann einen kleinen PopUp-Store in München und ich das Glück des last piece.
  • Hose: Elias Rumelis – via Karin von Stilvoll Köln über Insta gekauft – eine ähnliche Hose habe ich hier bei Arket gesehen (Affiliatelink) – zeitlos und edel
  • Sam Edelman: alt – sehr alt
  • Rolli: Marc Aurel via Momox – lieb besonders die Ärmel.
  • Tasche: Chanel

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🎙️ Neue Folge online – mit Schnurren, Schiff und Schokolade!
Wenn eine Katze die Anmoderation übernimmt und das Gespräch über Flusskreuzfahrten plötzlich in die ganz großen Themen des Lebens abbiegt – dann weißt du: Es ist wieder Podcast-Zeit mit Conny und Cla!

Wir reden über Mut, Komfortzonen, barrierefreie Schiffe (oder auch nicht), charmante Kaffeegespräche mit Fremden und warum du dich ruhig mal trauen darfst, jemanden zu fragen, ob er dir den Koffer in die Gepäckablage hievt. Spoiler: Die meisten sagen ja! Plus: Was passiert eigentlich, wenn man sich als Frau mit Macaron am Mundwinkel zu einem unbekannten Herrn an den Tisch setzt? Spoiler Nummer zwei: Auch da sagt kaum jemand nein.

Jetzt reinhören, zurücklehnen und mitgrinsen – und vielleicht bekommst Du danach Lust, mal wieder was Neues zu wagen. Und wenn’s nur ein Gespräch mit der Kassiererin ist. Oder eine Reise. Oder beides.

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