Die meisten von euch kennen sie schon: meine Valentino-Sommertasche. Diese wunderschöne (viel zu überteuerte) Canvas-Tasche mit feinen Lederdetails, die hier auf dem Blog immer mal wieder ihren Auftritt hatte und hat. Auch in die Türkei hatte sie mich begleitet. Sie ist für mich die perfekte Begleiterin für warme Tage – leicht, lässig, hochwertig, einfach ein Stück, das zu allem passt. So wie meine Strickhose übrigens auch – auch die kennt ihr schon. Und wenn nicht: Ich hab ihr gerade erst einen eigenen Beitrag gewidmet. Verdient, wie ich finde. Die Tasche jedenfalls – passte. Oder besser gesagt: passte, bis der Strap gerissen ist. Und damit begann ein kleiner Exkurs in Sachen Service, Realität und wie absurd lange vier Monate plötzlich wirken können, wenn es darum geht Lieblingsteile reparieren zu lassen. Von wegen Time flies.


Luxusservice mit Siesta – oder: vier Monate für einen Riemen
Was ich dann gemacht habe? Ganz klassisch: Ich bin in den Valentino-Store gegangen. Immerhin dachte ich, bei einem Stück in der Preiskategorie würde Service großgeschrieben. Ich hatte da so eine naive Vorstellung von: Tasche abgeben, Schulterzucken, „Kein Problem, wir kümmern uns darum“ – ein bisschen wie man sich das bei Luxusmarken eben vorstellt.
Stattdessen bekam ich ein Lächeln, das mehr nach Mitleid als nach Hilfe aussah, und eine ziemlich unverschämte Ansage: Die Reparatur würde mindestens vier Monate dauern, weil die Tasche dafür nach Italien geschickt werden müsse. Und dort, so wurde mir halb flüsternd, halb belustigt erklärt, sei ja „gefühlt das ganze Jahr Urlaubszeit“.
Das Absurde daran? Ich war nicht im Hochsommer da. Ich war am Ende des Sommers im Store – quasi nach Ferragosto, wenn selbst in Italien der kollektive Strandurlaub vorbei ist und der Alltag langsam wieder beginnt. Also… welche Werkstatt war da bitte noch im Tiefschlaf? Ich musste wirklich kurz nachrechnen. Die Ausrede war nicht nur fragwürdig – sie war auch einfach falsch getimt.
Vom Luxus-Label zum Ladentisch: Service, der nicht stattfindet
Ich bin ehrlich: Ich fand das Verhalten – milde ausgedrückt – unterirdisch. Kein Angebot, keine Lösung, keine Entschuldigung. Nur diese leicht herablassende Art, mit der man höflich signalisiert bekommt, dass man bitte einfach wieder gehen soll. Meine Laune war ungefähr so zerknittert wie die Strickhose nach dem ersten Tragen – der Unterschied: die Hose glättet sich. Der Kundenservice leider nicht.
Ein Jahr im Schrank – und dann doch zum Schuster
Ich habe die Tasche damals wieder mitgenommen. Und sie fast ein Jahr lang nicht mehr getragen. Nicht, weil ich sie nicht mehr mochte. Im Gegenteil. Aber ich hatte schlicht keine Lust mehr auf diese kleine Enttäuschung, die sich zwischen Riemen und Realität gesetzt hatte.
Und dann kam natürlich auch der Herbst. Und der Winter. Und ich habe auf diese Tasche wirklich nur im Sommer Lust – witzig eigentlich. Fast so, als wäre sie mein ganz persönlicher Jahreszeitenkalender. Sobald die ersten wärmeren Tage kommen, kribbelt es mir in den Fingern, sie wieder rauszuholen. Vorher? Keine Chance. Da kann sie im Schrank schlafen wie ein Bär im Winterschlaf – aber in schön.
Erst dieses Jahr habe ich sie dann zum Schuster gebracht. Und ja – das hätte ich viel früher machen sollen. Der Schuster sah sich das Leder an, nickte, sagte „Eine Woche“, und ich stand da und war fast ein bisschen gerührt. Kein großes Gerede, keine To-do-Liste, kein Italien. Nur: Handwerk. Lösung. Fertig.
An dem Tag trug ich übrigens wieder die Strickhose – diesmal in der Boho-Variante. Leichte Tunika (ein Urlaubsmitbringsel aus Italien ;-)), Sommerlaune. Und es passte einfach: Kleidung, die sich nicht aufdrängt, sondern mitmacht. Egal ob Garten, Schusterbesuch oder Eiskaffee um die Ecke.
Warum ich auch repariere, und net alles einfach ersetze
Immer mal wieder bevorzuge ich die Reparatur. Bei Schuhen zum Beispiel. Ich habe Stiefel mit einem lederbezogenen Absatz – wunderschön, aber ehrlich gesagt mehr zum Anschauen als zum Laufen geeignet. Trotzdem bringe ich sie regelmäßig zur Reparatur. Und auch meine geliebten Boho-Sandalen mit Korksohle sind schon öfter beim Schuster gewesen. Der Gummi löst sich, klar – aber das ändert nichts daran, dass sie einfach perfekt sind. Gleiches gilt übrigens für die Strickhose: Ich trage sie, weil sie sich gut anfühlt. Und weil ich sie je nach Laune stylen kann – mal leger, mal mit Blazer und Gürtel für den Job. Das macht für mich echte Lieblingsteile aus. Und wenn bei sowas mal eine Naht aufgeht, dann kommt die Hose nicht weg. Dann wird sie geflickt – also, sofern das möglich ist und man eine gute Adresse hat. Weil selbst könnte ich das nicht. Uff, wenn das meine Oma wüsste.
Ich repariere nicht, weil ich mir vornehme, nachhaltiger zu leben – sondern weil ich es nicht einsehe, gute Sachen bzw. Lieblingssachen wegzuwerfen. Ich mag meine Kleidung und bin niemand, die jedes Teil nur für einen Look kauft. Und wenn es kaputtgeht, will ich nicht einfach Ersatz – ich will, dass es wieder funktioniert. Gerade bei Schuhen ist es echt schwer, gut Exemplare zu finden. Deshalb hoffe ich auf eine lange Lebensdauer und versuche, durch gute Pflege und eben auch Reparaturen hier das Maximum herauszuholen.
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Kleidung, die bleibt – und weitergeht
Ein schönes Beispiel dafür ist eine weiße Leinenhose. Ich habe sie damals in Italien gekauft – natürlich. Sie war leicht, schlicht, sommerlich, genau mein Stil. Und dann kam dieser eine Moment: Ich bin gestürzt, direkt auf ein Lüftungsgitter. Mein Knie war offen, zwölf Stiche, die Hose ruiniert. Zumindest dachte ich das. Aber ich hab sie trotzdem zum Schneider gebracht. Und sie wurde repariert – das Knie gestopft, die Naht wieder geschlossen. Und ich hab sie weitergetragen, weil sie einfach zu mir gehörte. Mittlerweile passt sie mir nicht mehr, aber sie gehört immer noch zur Familie – meine Tochter trägt sie jetzt. Und ich liebs. Nicht, weil ich sentimental bin (okay, doch schon), aber auch weil ich diesen Kreislauf mag: Kleidung, die bleibt. Die erlebt. Die weitergegeben wird. Und wenn ich sehe, wie sich meine Tochter in der Hose genauso wohlfühlt wie ich früher – dann weiß ich, dass Kleidung mehr ist als nur Stil.
Nachhaltige Mode im Alltag – mit Valentino und Strick
Wenn ich heute meine reparierte Valentino-Tasche trage – kombiniert mit genau der Strickhose, die mir inzwischen drei Stylingwelten eröffnet hat – dann denke ich: Es geht nicht darum, ob früher alles besser war. Aber manches war einfacher. Unaufgeregter. Und langlebiger. Und ja – der Schuster war in einer Woche fertig. Der Luxus-Store hätte dafür ein Drittel meines Sommers beansprucht. Ich weiß also, wohin ich beim nächsten Mal direkt gehe. Und die Strickhose? Die kommt mit. Egal ob Boho, Business oder einfach ich im Homeoffice.
Und jetzt seid ihr dran!
Habt ihr auch so ein Teil im Schrank, das eigentlich schon längst hätte gehen sollen – aber einfach zu viel erlebt hat, um ersetzt zu werden?
Oder eine Reparaturgeschichte, die besser war als jede Neuinvestition?
Dann schreibt’s doch bitte in die Kommentare – ich freue mich auf eure Alltagsklassiker, Lebenskleider und ganz persönlichen Stilgeschichten.
Danke für euren Besuch und eure Zeit. Ich wünsche euch einen schönen Sonntag und ne tolle Woche.
Details rund um den Look
- Hose: Mikuta – finde ich ein perfektes Sommerteil – eine Alternative habe ich beim Breuninger gesehen (Affiliatelink).
- Blazer: THE BRITISH SHOP – ist aus einer Kooperation und das gilt auch für die Schuhe. Butterweiche Ballerina im angesagten Salbeiton.
- Boho-Bluse: babe ich schon wirklich ewig. Würde ich mir jetzt eine zulegen, dann wäre es diese wundervolle mit Volants und angesagten Bindedetails via Breuninger (Affiliatelink)
- Gürtel: Xandres (war auch mal ne Koop) – das Label gibts auch beim Breuninger.
- Tasche: Valentino
- Sandale: Birkenstock – dieses Modell (Affiliatelink Breuninger) ist auch für Wasser/Sand und andere Urlaubswidrigkeiten geeignet.
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Da bin ich ganz deiner Meinung….ich bringe meine Sachen auch zum Reparieren. Beim Schuster wird es langsam schwierig, weil er mittlerweile der einzige ist im schönen Wangen im Allgäu. Eine aussterbende Spezies, leider. Meine Kleider versuche ich selber reparieren. Nur wenn’s gar nicht anders geht, oder ich absolut keine Lust dazu habe, bringe ich sie zur Schneiderin…die will ja auch leben. Einen schönen Sonntag wünscht dir ganz herzlich, Helene