Hose mit Gummizug – das Habenwollen-Bedürfnis
Okay, ich schätze, den Aufmerksamen ist nicht entgangen, mein Beitrag am Donnerstag ist ausgefallen. Schuld, sofern man hier dieses fiese Wort in den Mund nehmen möchte, ist mein neuer Job. Ich weiß gar nicht, ob ich es hier bereits erzählt habe, ich bin seit Juni in einer neuen Abteilung bei meinem „alten“ Arbeitgeber. Ja, schon wieder eine Veränderung. Dieses Mal ist das Schicksal selbstgewählt und ich möchte mich nicht beschweren. Allerdings ist es wie überall – es gibt viel zu lernen. Schließlich sind meine Gehirnzellen nimmer die frischesten. Ähem. Jedenfalls bindet der neue Job mein Brain und so verbringe ich den Rest meiner Freizeit wahlweise mit sehr kurzen Sportsequenzen oder lethargischem Liegen. Passend dazu ist die Hose mit Gummizug – deswegen gibt es einen Look mit selbiger. Damit das allerdings nicht so aussieht, als hätte ich die Kontrolle über mein Leben verloren, ist die Hose mit Leo-Muster.
Ewige Zweifel – mein Naturell
Und letztlich passt so ein ausgefallener Blogpost irgendwie ins Bild. Es ist ja sicherlich niemand entgangen, dass ich seit meiner Pause im Dezember immer mal wieder in Zweifel ziehe, ob das hier alles noch zeitgemäß ist. Damit meine ich nicht Euch, geschätzte Leserschaft. Ihr werdet zwar immer weniger und ich habe das Gefühl, ich kenne alle persönlich. Aber da ich niemals wegen großer Zahlen angefangen habe zu bloggen, ist das für mich auch kein Grund, das Ende einzuläuten. Denn ich bilde mir ein, wir sind hier eine kleine, aber doch sehr feine Gemeinschaft. Trotzdem Modeblogs, diese schwerfälligen Schiffe, sind nimmer wirklich zeitgemäß. Lange Texte und fünf, sechs, sieben Bilder immer zum gleichen Look, das ist soooo 2010. Heute dreht sich die Welt schnell, da gibt es jeden Tag Unmengen neuer Looks. Es wird gewischt, geherzt und zügig zwischen Tür und Angel konsumiert. Auch von mir.
Das Habenwollen-Bedürfnis
Irgendwie ist Leidenschaft in Sachen Mode ein alter Hut und außerhalb von sozialen Medien gesellschaftlich zwischenzeitlich eher schwierig zu vermitteln. Ich habe auch das Gefühl, Kleidung ist ein bisschen eine Generationenfrage geworden und ich mag es mir einbilden, aber gerade bei Jüngeren, ist es auch eine Frage des Bildungsniveaus. Trotzdem: Ich liebe dieses Thema einfach. Ich mag es, mich damit zu beschäftigen und ich empfinde es auch nicht als oberflächlich. Ich schätze, das habe ich in den letzten neun Jahren hinlänglich bewiesen. Allerdings und wie schon kürzlich hier auf dem Blog gefragt, ich dachte, man würde im Laufe des Lebens weiser werden – doch in welcher Hinsicht? Diese Hosensache ist mir nämlich nach wie vor unerklärlich. Ich habe über 90 Jeanshosen und ganz sicher, sehe ich mehrmals die Woche Exemplare, bei denen ich ein starkes „haben wollen“-Bedürfnis verspüre. Manchmal gebe ich nach.
Verfall auf Raten
Und mit Kleidern ist es ähnlich: Da habe ich viel weniger und das ist gut so, weil ich wirklich selten Kleider und Röcke trage. Insofern ist es völlig unsinnig, mehr davon zu wollen. Ich weiß das – eigentlich. Und neuerdings zählt auch Nagellack dazu. Da bilde ich mir ein, ich brauche mehr Abwechslung.
In grauer Vorzeit hatte ich mal Gelnägel und hey, ich weiß, ich werde Hate ernten. Aber meiner Meinung nach ruiniert das regelmäßige „Gelen“ der Nägel auf Dauer selbige. Und das gilt nicht nur für diese Nailart-Shop-Ketten, in denen am Fließband modelliert wird. Aber gut, vielleicht liegt es auch am Alter – damit lässt sich ja auch jeder ruinöse Zustand erklären. Haare, Nägel, Zähne – um die drei oberflächlichen Hauptdarsteller*innen im Blockbuster „Verfall auf Raten“ zu nennen. Es ist, als wäre Altern eine Strafe, derweil ist es ein Geschenk. Dessen wird man sich auch schnell bewusst, wenn man sich die Alternative vor Augen führt. Nix da mit, die Besten sterben jung – schließlich wäre ich dann schon tot und Du doch sicherlich auch? 🙂
Früher war alles Besser
Doch, ich schweife ab: Eigentlich wollte ich mal wieder zum Ausdruck bringen, dass früher alles besser war. 😀 Ja, ich bin jetzt in einem Alter, da darf ich das genau so sagen. Früher war das Ziel, wenig Kleidungsstücke, maximal häufig und unterschiedlich zu kombinieren. Heute gehts bei den meisten nur noch darum maximal viel Kleidung anzuhäufen, diese, wenn überhaupt, nur einmal zu tragen und danach durch neue Trend-Teile auszutauschen. Diese müssen natürlich von namhaften Labels kommen, damit man das Bewusstsein für Nachhaltigkeit am Etikett erkennt. Nicht, dass der Eindruck entsteht, man hätte sein Konsumverhalten nicht im Griff. Und weil wir bei der vielen Kleidern den Überblick verlieren, brauchen wir dann eine Stylistin, die uns hilft, das entstandene Chaos in den Griff zu bekommen.
Und wie seht Ihr das?
Aber es ist, wie es ist. Trotzdem wünschte ich, es gäbe mehr Aufmerksamkeit für unsereins, die nicht permanent zum Kauf anregen, sondern sich auch Abseits von Werbepartnern, Gedanken über den Content machen und denen es um die Unterhaltung geht und nicht um den Abverkauf. Es ist mir egal, ob sich das nun wie unzufriedenes Gejammer anhört. Weil ich weiß, dass es das nicht ist. Viel mehr ist das eine Tatsache und es mag den Eindruck haben, wir sind aus der Zeit gefallen – ich glaube aber eher, wir sind unserer Zeit voraus. Oder wie seht Ihr das – Eure Meinung ist hier gefragt und ich freue mich auf Eure Kommentare.
Hose mit Gummizug – Schlupfhose
Oder vielleicht wollte Ihr auch ein Wort zur Hose mit Gummizug loswerden. Auch als Schlupfhose bekannt, sind diese laut einiger Magazine, die Lieblingshosen von ü50-Jährigen. Ich finde das eine gewagte These, denn Jogginghosen, Leggins, Radlerhosen und Co. sind über alle Maßen bei jungen Menschen beliebt. Waren es doch sie, die diese außerhalb der vier Wände salonfähig und sogar businesstauglich gemacht haben. Allerdings käme wohl niemand auf die Idee, die Hose mit Gummizug als Schlupfhose zu betiteln. Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht – aber ich habe bei diesem Wort sofort eine renterbeige Hose vor Augen. Aber vielleicht bin ich da auch zu wenig open minded. Schließlich ist das nur das Pendant zur Strickhose von Herbst/Winter und die werden in diesem Jahr sicher noch häufiger getragen als schon im vergangenen Winterhalbjahr. Das könnt Ihr mir gerne glauben. Was denkt Ihr, was in der kommenden Saison getragen wird? Ich wünsche einen schönen Sonntag.
Details zum Look
Hose
H&M – eine Hose mit Gummizug im Leomuster wollte ich im letzten Jahr so dringend haben, dass ich quasi das komplette Internet mit meinen Anfragen verrückt gemacht habe. Allerdings kam ich überall zu spät. Die Hose war immer schon ausverkauft. /ein provisionslink – wenn du was kaufst, erhalte ich eine kleine provision, dich kostet dieser service nix. Eigentlich wollte ich eine aus Seide – aber wie gesagt, ich hatte einfach kein Glück.
Shirt
??? – weiß nimmer, wo ich es gekauft habe.
Weste
Dorothee Schumacher – die ist schon ganz schön alt und jetzt kommt mir keiner mit, das sieht man. Denn ich mag diese Weste, weil sie so schöne Schultern hat und ich finde, ich war mit ihrem Erwerb der Zeit voraus. Tztztz
Schuhe
Marc O’Polo – auch alt – aber die Qualität spricht für sich und deswegen halten die Sachen eben länger. Außerdem ist auch diese Schuhform im Trend.
Tasche
Vee Collective – wer nicht viel Geld für eine Tasche ausgeben möchte, findet bei Vee Collective tolle Exemplare für den Alltag, die wirklich alles mitmachen.
8 Comments
Tina von Tinaspinkfriday
Guten Morgen Conny, hm der Zeit voraus kann schon sein. Auf jeden Fall machen wir uns mehr Gedanken. Ich glaube bei Insta wird vom Text nicht mehr als der Anfang unter dem Bild gelesen. Habe schon gesehen dass die schlimmsten Texte drunter standen, politische auch und mir bekannte Userinnen geliked haben, obwohl ich mir sicher bin, dass hätten sie den Text gelesen, sogar eher entfolgt hätten. Aber ich schweife ab. Ist das ansteckend? ?
Vielleicht kommt eine Rückbesinnung auf Blogs, das ist oft so. Wir haben etwas, finden es oll, dann kommtbwas schnelllebiges Neues, dem wir dann überdrüssig werden und dann die Rückbesinnung auf die ollen Sachen. Ich bin eohl auch oll, ich lese einfach gern Blogs. Die besuche ich bewusst und bekomme nicht so viel gezeigt was ich gar nicht sehen will. In letzter Zeit bekomme ich bei Insta immer Reels und Bilder gezeigt die ich teils verstörend finde. Das mag ich weniger, wenn ich mich vom Beruf und vielleicht Problemen ablenken möchte.
Zu früher war alles besser, da erwische ich mich oft dass ich das in einigen Bereichen auch denke und beobachte eine Rückbesinnung. Z.b. im Lebensmittelbereich. Früher gung man zum Fleischer und auf den Markt oder zum Obst und Gemüsehändler. Oder zum Bauern direkt. Denn im Supermarkt gabs nicht alles.Dann kamen die Supermärkte mit allem drum und dran. Fleisch bei Aldi und Co. in Massen. Obst und Gemüse in Plastik weit hertransportiert. Viele Menschen mögen das nicht mehr. Wünschen sich den Fleischer zurück, der seinen Bedarf kennt und nicht massenweise wegwerfen muss, den Obst und Gemüsehändler und den Hofladen. Hat hier alles vor Jahren schon zugemacht, jetzt hätten wir es gern bittedanke wieder.
Ich hoffe Du bleibst noch lange am Ball, bzw. am Blog. ? Sonst denken wir alle mal wehmütig zurück und wünschen uns Du würdest noch bloggen.
Das Outfit ist super, klar die Hose ist ein Hingucker. Aber ein toller. Meinst Du es ist noch Trend, Sachen nur einmal zu tragen? Wo doch selbst die Stars mittlerweile öfter in ein und der selben Abendrobe gesichtet werden und auch mal Vintage kaufen? Oder sind wir doch eher Einzelfälle, wenn wir nicht ständig die Shops leer kaufen?
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag, liebe Grüße Tina
Tina von Tinaspinkfriday
übrigens hab ich ewig gebraucht den Kommentar zu senden. Denn irgendwie ist heute der veröffentlichen Button unsichtbar. Zumindest für mich am Ipad. Hab dann geschaut wo der normal sehr und mal auf die leere Stellle geklickt. hat funktioniert. Nur falls andere ihn auch nicht sehen können.
Liebe Grüße Tina
Conny
Liebe Tina, ganz herzlichen Dank für den Hinweis und Dein Feedback. Ich freue mich über Deine Meinung und bin da ganz bei Dir. Es ist ja wie mit Zeitungen oder Zeitschriften. Von einem Massenpublikum, so wie früher, haben sie sich bestimmt auch schon verabschiedet. Mir fällt es halt einfach so schwer zu akzeptieren, dass so viele Menschen, lieber xx Looks in 60 Sekunden präsentiert sehen wollen. Mir nimmt das die Freude an der Mode. Viel mehr müssen doch alle Menschen da das Gefühl bekommen, nie genug zu sein. Das nervt mich einfach und deswegen muss ich wohl immer wieder darüber schreiben.
Den Button fürs Kommentarfeld habe ich gestern in meinem Übereifer wohl versteckt. Die Farben auf der Startseite waren nämlich echt nicht so clever gewählt, weil es eine weiße Schrift auf hellgrauem Untergrund gewesen war. Schlimmer als beim Optiker, wenn man einen Sehtest macht. Das hatte ich gestern geändert und dabei wohl versehentlich auch an der Buttonfarbe gedreht. Danke, dass Du es mir gesagt hat. Lieber Gruß & einen schönen Sonntag für Dich, Conny
Cora
Liebe Conny, Blogs lese ich nach wie vor gerne. Überhaupt lese ich lieber als dass ich höre oder Reels sehe. Den Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und Klamottenkauf bzw. Konsumverhalten finde ich interessant. Ob das soziologisch regelmäßig untersucht wird?
Ich selber versuche, mich zu beschränken, was aber nicht so einfach ist, da ich als Kind und Jugendliche in der Hinsicht einen starken Mangel erlebt habe und mit sehr wenig und nicht sehr schönen Klamotten auskommen musste. Da spüre ich noch heute einen Nachholbedarf.
Also: Mach bitte weiter mit Deinem Blog.
Tina von Tinaspinkfriday
Liebe Conny, das darfst Du meinetwegen noch oft erzählen. Mich regt das auch auf. Solange es aber weiterhin gute Blogs gibt, die mit Mode umzugehen wissen ? und nicht nur einfach was anziehen weils neu ist, komme ich drüber weg und freu mich dann aufs Comeback der Blogs. ?
Ah genau, Du hast den Button unsichtbar gemacht. Ich dachte erst..hä..wie mach ich das denn sonst ?! Dann hab ich erstmal den langen Kommentar in meine Notizen kopiert, damit er nicht verloren ist.
Sehr gut dass er wieder sichtbar ist. ?
Ich wünsche Dir einen schönen Abend, ganz liebe Grüße Tina
alcessa
Was für ein strahlendes Outfit!
Übrigens trage ich immer häufiger oversized. taillenflexible und mitbewegliche Kleidung, weil ich immer mehr zu tun habe und die Kleidung da mitmachen muss. 😉 Mit zunehmendem Alter nehmen auch … Lebenskomplexitäten, Verantwortungsgebiete, Betätigungsfelder, Ausflugs- und Selbstentfaltungsmöglichkeiten zu und die sollen nicht durch enge, steife oder sonst einschränkende Kleidung behindert werden 🙂 !
Und: Ich freue mich immer auf deine IG-Beiträge, aber mein Leben bekäme ein Loch, gäbe es dein Blog nicht. Da bin ich ausnahmsweise und weil ich kann, unflexibel 😉
Gabriele
Liebe Conny, ein richtig tolles Oufit,
Alcessa hat es einfach wunderbar beschrieben, ich liebe ebenfalls „taillenflexible und mitbewegliche“ Kleidung, dabei wäre ich altersgemäß der Fraktion „Schlupfhose“ zugeordnet und das am Besten in Beige, im Rentnerbeige. Danke für diese Begriffe, sie haben mich wirklich sehr erheitert, ich hoffe, ich kann sie mir merken (Gedächtnistraining…),
Liebe Grüße Gabriele
Yvonne
Liebe Conny, ich bin schon sehr, sehr lange stille und begeisterte Leserin Deines Blogs. Ich fände es sehr schade, wenn es Deinen Blog irgendwann nicht mehr geben sollte. Wie schon von so vielen anderen Leserinnen gelobt und erwähnt: Du hast einen sehr frischen, humorvollen und ehrlichen Schreibstil.
Und das ist für mich auch der Punkt: Suche ich nur Fashion-Inspirationen ohne inhaltlichen Input, dann zieht es mich zu Instagram & Co.. Wenn ich Deinen Blog besuche, dann aber vor allen Dingen aus Neugierde und Lust am Lesen, Nachdenken und Lernen. Es ist wie ein schöner Roman, den man aufschlägt. Es macht Spaß, nicht nur schnell durch zu scrollen, sondern sich bewusst die Zeit zu nehmen und in Deine Artikel einzutauchen. Darüber hinaus wird man belohnt mit tollen Bildern, die erfrischenderweise nicht nur mainstream-mäßig daherkommen, sondern wirkliche und glaubhafte Individualität zeigen.
Ich könnte noch stundenlang weiterschreiben und Dir zu jubeln, möchte aber nicht über die Stränge schlagen.
In jedem Fall aber möchte ich Dir danken, dass Du uns auf so wunderbare Weise an einem Teil Deines Lebens teilhaben lässt und für all die Mühe und Zeit, die Du seit Jahren in dieses Projekt steckst.
Viele Grüße aus Berlin!