Als meine Tochter noch klein war, also kindergartenklein, in der Zeit, als Gummibärchen noch als Zahlungsmittel galten, war sie großer Fan von allem mit Tatzen drauf. Jack Wolfskin war für sie kein Label, sondern ein Lebensgefühl. Die Jacke mit der Tatze? Ihr Umhang, ihre Superkraft, ihre Ausgehuniform. Heute ist erwachsen und auch wenn die Tatzenliebe passé ist, das Verhältnis zur Funktionskleidung bleibt. Denn: Wer in Deutschland lebt, hat mindestens ein Teil im Schrank, das quietscht, raschelt oder atmungsaktiv ist. Muss so. Weil: Wetter.


Wanderurlaub, ich komme
Ich bin kein Fan von Funktionsklamotten im Alltag. Regenjacke im Supermarkt? Nur, wenn’s drinnen auch regnet. Trekkinghose beim Elternabend? Höchstens, wenn der auf 2.000 Metern Höhe mit Gletscherblick stattfindet. Ich finde: Rascheln gehört in den Wald, aber doch nicht in die Gemüseabteilung. Und trotzdem: Ich habe einen Wanderurlaub gebucht. Irland. Küste. Wind. Wetter. Und ich? Habe nix anzuziehen.
Also schon was, aber eben nichts, das sich für stundenlange Märsche durch matschige Schafweiden und spontane Regenduschen eignet. Mein Kleiderschrank ist bestens auf After-Work-Drinks, Stadtbummel und den Business-Lunch vorbereitet. Für Cocktailpartys? Fast voll ausgestattet. Für Outdoor mit Windstärke 8 und Schafkontakt? Absolute Fehlanzeige. Mein modisches Equipment ist mehr so: „Gibt’s danach eine Fußmassage?“, und weniger: „Wo ist mein Wanderstock?“

Funktionalität statt Feierlaune
Vielleicht ist genau das mein Thema. Ich wollte mit meinem Blog immer zeigen: Man kann funktional UND stylish. Man darf vorbereitet sein UND Spaß haben. Und wenn ich dabei eine wasserdichte Jacke trage, die mich nicht aussehen lässt wie einen Wetterfrosch auf dem Weg zur Analyse, dann hab ich gewonnen.
Zur Analyse übrigens: Der Wetterfrosch in meinem Kopf geht natürlich zur Wetteranalyse. Was sonst? Vielleicht ist es ein innerer Laufsteg-Check. Oder ein gefühltes Klimabriefing. Aber klar ist: Ich möchte nicht aussehen wie jemand, der gleich eine Luftfeuchtigkeitspressekonferenz gibt. Vielleicht muss ich mir also doch neue Wanderklamotten kaufen. Aber stylisch, bitte. Ohne Tatzen, aber mit Haltung. (Wobei ich bitte nicht falsch verstanden werden möchte – ich habe nichts gegen das Label mit der Tatze… also nicht so wirklich was…)

Das Blasen-Debakel
Übrigens: Ich habe investiert. In schweineteure, superleichte, fast schon majestätisch gleitende Wanderschuhe einer Schweizer Marke. Ich wollte vorbereitet sein. Stattdessen habe ich mir bei der ersten Hunderunde zwei solche Blasen gelaufen, dass ich fast zwei Wochen keine Schuhe mehr tragen konnte. Kein Witz. Modeopfer reloaded. Derweil kommt noch on top, dass diese Schuhe alles andere als modisch sind. Ich dachte nur, da die ganze Welt sie trägt, müssen die ja einfach der Hl. Gral der Schuhmode sein.
Aber, um ehrlich zu sein, in Irland braucht man eigentlich gar keine Wanderschuhe! Ein robuster Sneaker hätte es auch getan, denn Wanderschuhe outen dich sofort als Tourist, schlimmer noch: als deutscher Tourist. Aber zu meiner Verteidigung: Die Teile sind wasserdicht. Und damit immerhin bestens geeignet für den deutschen Sommer, wenn sie irgendwann mal eingelaufen sind. Vielleicht. Hoffentlich.
Und ich habe ja die leise Hoffnung, dass ich mit meinen Tretern zumindest ein bisschen wie eine Schweizer Touristin aussehe. Schließlich haben diese, die Dinger ja auch erfunden. Ähem 😀

Athleisure – Wandern in cool
Was ich auf dem Foto trage? Kein Wanderlook im klassischen Sinne, sondern ein Outfit aus der Kategorie Athleisure. Sportlich, bequem, stylisch – und auf den ersten Blick absolut ungeeignet für irischen Dauerregen. Aber seien wir ehrlich: Diese Mode will nicht rauf auf den Berg, sondern runter vom Sofa, mit Stil. Sie erlaubt mir Bewegungsfreiheit, Wohlgefühl und ein bisschen Streetstyle-Attitüde.
Okay, für die Schafweide ist es vielleicht zu bauchfrei. Aber für den Blog war’s ein Statement: Ich kann Wandern auch anders denken. Und mit etwas Glück auch ohne Blasen. Außerdem hege ich auch noch die leise Hoffnung, dass der Jahrhundertsommer, sich vielleicht nach Irland verirrt hat. Ich meine, kann ja sein, dass der Prophet ähnlich miese Geografie-Kenntnisse hatte wie ich.

Ein Mantel fürs Leben (und das Wetter)
Apropos wetterfest UND stilvoll: Wer es britisch-chic und regentauglich mag, wird bei THE BRITISH SHOP fündig. In meiner Frühjahrskooperation hatte ich einen wunderbaren, wasserabweisenden Wendemantel, der nicht nur Regen von oben souverän abwehrt, sondern auch noch richtig gut aussieht.
Genau deshalb ist mir diese Mode so wichtig. Denn sie zeigt: Britische Mode funktioniert in allen Wetterlagen und lässt sich vielseitig kombinieren – ganz besonders gut übrigens auf der grünen Insel.



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Zwischen Funktionsjacke und Freigeist
Und am Ende? Bleibt vielleicht genau das typisch deutsch: Dass wir erst mal alles haben müssen, bevor überhaupt irgendwas passiert. Dass wir lieber drei Wetter-Apps checken, bevor wir das Haus verlassen. Und dass wir uns in Wanderschuhen aufs Leben vorbereiten, während wir beim Sektempfang lieber ins Schwitzen kommen. Aber hey, vielleicht ist das gar keine Schwäche, sondern einfach unser stiller Versuch, ein bisschen Ordnung ins Chaos zu bringen. Mit Zipp-Off-Hose, Regenkapuze und dem leisen Wunsch, dass es bitte nicht peinlich aussieht, wenn’s ernst wird.
Wie haltet ihr’s mit Funktionskleidung? Muss Outdoor auch immer nach Outdoor aussehen – oder geht’s auch anders?
Ich freue mich wie immer auf eure Gedanken in den Kommentaren.
Habt einen entspannten Sonntag – ob im Regen oder bei Sonnenschein. Hauptsache, ihr müsst heute keine Wanderschuhe einlaufen. Danke für euren Besuch und eure Zeit.
Details rund um den Look

- Shirt: Noisy May – ich liebe Sachen mit Kragen, weil ich ja meinen Hals net so gerne mag. Habs bei Zalando gekauft. Dieses süße cropped Polo gefällt mir auch. Ihr findet es beim Breuni. (Affiliatelink)
- Hose: Zara – hab ich mal gekauft, als ich Cla in FFM besucht habe und da bin ich zufällig an die Trainingshose hingestolpert. Dachte eher an den Herbst. Aber das Wetter…
- Jeansjacke = Lieblingsjacke – hab ich mal über Karin von Stilvoll Köln gekauft.
Geschaut habe ich und dieses Modell im Sale für sehr schön befunden. (Affiliatelink Breuninger). Ebenfalls einen Blick wert, ist dieses Modell (Affiliatelink via Bonprix)

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🎙️ Neue Folge, neues Rätsel: Wie geht eigentlich Ausstrahlung?
Cla und ich haben uns diesmal ein Thema geschnappt, das so geheimnisvoll ist wie der perfekte Lidstrich an einem Montagmorgen: Ausstrahlung. Warum wirken manche Menschen schon beim Reinkommen wie ein Hollywood-Spotlight und wir anderen eher wie die Notbeleuchtung im Treppenhaus?
Wir erzählen, warum teure Cremes nur die halbe Wahrheit sind, was Haltung wirklich mit Wirkung zu tun hat und wie man Präsenz zeigt, ohne sich dafür zu verbiegen. Natürlich mit einer Portion Selbstironie, schließlich strahlen wir auch nicht immer, außer vielleicht vor Müdigkeit.
Also klick dich rein, wenn du wissen willst, warum echtes Charisma viel weniger mit Glamour und viel mehr mit Attitüde zu tun hat. Versprochen: Wir bringen dich zum Schmunzeln und vielleicht auch zum Nachdenken.

Liebe Conny,
auch ich bin gerne stylisch unterwegs, halt mich gerne in der Natur und auf Bergen auf und hasse hässlich-praktische Zipphosen. Mein Tipp sind Kletterhosen. Funktionell in jeder Hinsicht, aber auch gut sitzend und stylischer. Wunderschöne Wanderschuhe, auf Klettersteigen und Bergen unverzichtbar, gibt’s farbenfroh und wasserdicht von Garmont. Die Männerfarben sind oft schöner. In der richtigen Größe gibt’s, durch die optimale Polsterung, auch keine Blasen, die sind quasi eingelaufen. Danke,das es deinen Blog gibt! Schönen Sonntag!