Ein blumiger Minirock im Stil der Sechziger und mein Leben als Beifahrer
Also da muss ich vorausschicken. Ich fahre wahnsinnig gerne Auto und behaupte kühn, ich kann das auch echt gut. Ach, was heißt hier Behauptung. Ich weiß, dass ich gut Auto fahren kann. Im Gegensatz zum Rest der Verkehrsteilnehmer, weiß ich, wie es läuft. Also der Verkehr. Nach vorne nämlich… immer schön geradeaus und nein, wir bleiben nicht einfach mitten auf’m Ring stehen, um zu schauen, ob denn das wirklich die richtige Ausfahrt ist. Vor allem dann nicht, wenn man ein großes, dickes M vorne am Kennzeichen stehen hat. Das weist einen nämlich als ortskundig aus. Ortskundig! Und die großen runden Scheiben, mit nem roten Kreis drumrum und einer Zahl drin, zeigen an, wie schnell man dort fahren darf. Wenn es da ne 60 zu lesen gibt, dann muss man diese Zahl nicht durch zwei teilen. Und mein blumiger Minirock hat auch mit meinem Dasein als Beifahrer zu tun. Hihi!
Das Auto ist wirklich meine kleine Komfort-Zone…. Komfort ja – Relaxing nein. Entspannung suche ich dort nämlich vergeblich und das nicht nur, wenn ich selber fahre. Nöööö, es ist sogar fast noch schlimmer, wenn ich auf dem Beifahrersitz Platz nehme. Wohl wissentlich, dass jeder einen anderen Fahrstil hat und man nicht reinredet. Ich kann es nicht lassen. Kaum nehme ich auf dem Beifahrersitz Platz, gebe ich schon meine Meinung kund. Absolut ungefragt und natürlich weiß ich alles besser. Das ist ähnlich, wie wenn man ein Fußballspiel schaut. Von außen bildet man sich immer ein, man weiß, wie die 11 Jungs auf dem Spielfeld zu laufen haben. So könnte man mich also beschreiben mit, ich bin ein Auto-Fan, der sich auf der Tribüne ähhh dem Beifahrersitz darüber auslässt, dass er eh alles viel besser weiß und natürlich auch kann
Unnützes Wissen
Als Fahrer rolle ich durchaus mal gemütlich auf eine grüne Ampel zu, von der festen Überzeugung getrieben, sie schaltet eh um, bis ich vorne bin. Doch wehe dem, wenn mein Mann das macht und ich daneben sitze… Dann ist der Mund schon offen, bevor das Großhirn überhaupt melden kann… „Mund geschlossen halten“. Wenn es doch wenigstens dabei bliebe – so ein offener Mund geht schließlich niemanden auf die Nerven. Aber leider kommt dort auch noch eine wilde Aneinanderreihung von weniger qualifizierten Bemerkungen heraus. „…und so kommen wir dort nie an!“ ist noch sehr schön formuliert. Am Allerschlimmsten ist es, wenn wir Strecken fahren, die ich total gut kenne … Mein Oberstübchen hat nämlich leicht autistische Züge. Oder wie nennt Ihr das, wenn man auf dem täglichen Arbeitsweg alle Ampelschaltungen auswendig weiß? Das ist völlig verrückt… Ampelschaltungen kann ich mir merken – nur, ob meine Kinder ihr Pausenbrot eingesteckt haben, da bin ich ratlos.
Aus Versehen
Wahrscheinlich ist das ein Fall der falschen Prioritäten, aber hey ehrlich Leute, ich steig ja nicht mit dem Gedanken ins Auto, mir diese unnützen Ampelschaltungen reinzupfeifen. Das passiert einfach… ob ich will oder nicht. Kaum fahr ich eine Strecke mehr als drei Mal, weiß ich, wann es wo grün leuchtet und auch dieses Wissen gebe ich ungefragt zum Besten. Je weiter ich hier schreibe, umso mehr habe ich das dringende Bedürfnis, mich bei meinem Mann zu entschuldigen. Ich schätze, ich bin ein fleischgewordener Beifahrer-Albtraum. Würde ich neben mir sitzen, hätte ich mich schon aussteigen lassen. Hört man ja immer wieder, dass Partner „versehentlich“ an der Raststätte vergessen werden. Evtl. liegt es auch daran, dass es auf kurzen Strecken so wenige Möglichkeiten gibt, mich loszuwerden. Die Chance, dass ich ihn an der nächsten Ampel einhole, ist nämlich sehr hoch. Ich weiß ja, wie sie schalten…
Ablenkung ist alles
Eine Möglichkeit, meinen Schimpftiraden langweiligen Monologen auszuweichen, mich fahren lassen. Allerdings ist das für meinen Mann irgendwie keine Option – keine Ahnung wieso? Wo ich doch so eine gute Fahrerin bin. Manchmal schaffe ich es, den Fahrersitz zu erklimmen, nachdem ich ihn vorher mit einem erstaunten „Schau mal da!“ abgelenkt hatte. Warum ihm dann jedesmal die Fingerknöchel weiß hervortreten, wenn er sich oben an den Haltegriff klammert, kann ich mir auch nicht erklären. Ich denke ja, die Begründung mit den verstellten Spiegeln ist eine fadenscheinige Ausrede. Aber, eine gute Kommunikation in der Beziehung ist ja alles und so glaube ich ihm, was er sagt.
Ich rette meine Ehe mit dem Minirock
Doch wenn ich meine Ehe nicht aufs Spiel setzen und keine koronare Herzerkrankung riskieren möchte, dann brauche ich wohl eine wirksame Methode für meine Gefühlsausbrüche im Auto. Evtl. wäre ein Knebel eine Idee – das würde zumindest schon mal meinen unzensierten Bemerkungen Einhalt gebieten. Auch eine Idee ist es den Instagram-Feed durchzuarbeiten, wenn wir mit dem Auto unterwegs sind. Allerdings kann das bei scharfen Bremsmanövern blöde Folgen haben, wenn man als Beifahrer nicht damit rechnet. Hmmmm… ich überlege und bis dahin lenke ich ihn einfach mit den Waffen einer Frau von meinem idiotischen Verhalten ab. Ein Rock erscheint mir da ein adäquates Mittel. Ich freue mich ja total darüber, dass der Minirock der Sechziger Jahre gerade wieder so angesagt ist – allerdings muss er nicht so kurz sein, wie das Original. Und wie heißt es so schön: Lass Blumen sprechen – insofern passt dieser Rock einfach phänomenal zum Thema.
So Leute, ich arbeite nun an meiner Contenance und bin echt froh, dass mein Mann und ich heute nicht mit dem Auto, sondern mit dem Zug von Salzburg zurückfahren. Habt nen entspannten und schönen Sonntag, liebe alle…
Rock: River Island – eigentlich ja für den Sommer… eigentlich. Aber was heißt denn eigentlich? Ist bei Zalando (Affiliatelink) noch zu haben.
Pullover: All Saints – ich habe das Sweatshirt schon eine Weile und bei AllSaints gerade ein ähnliches gefunden. Nur der Rücken ist nicht identisch.
Mantel: Asos – ist auch schon länger hier bei mir und von DKNY habe ich einen bei Zalando (Affiliatelink) gefunden.
Strumpfhose: ItemM6 – das sind wirklich tolle Strumpfhosen aber auch teuer. Nicht ganz so tief in die Tasche greifen, muss man bei Strumpfhosen von Falke (Affiliatelink About you) – allerdings sind sie auch nicht so langlebig.
Schuhe: Felmini
5 Comments
Andrea
Ein ganz süßer Rock. Und super kombiniert. Und weiß heißt hier Sommerrock? Passt doch wunderbar in den tristen Herbst und macht gleich gute Laune.
Liebe Grüße
Andrea
Mathilde
ganz meine worte so ist es bei uns auch !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Natascha
Liebe Conny,
du schreibst so wunderbar. Ich habe mich wieder köstlich amüsiert. 🙂
Dein Outfit sieht super schön aus. Ich mags wenn ein bisschen Farbe in den Alltag kommt!
Liebe Grüße aus Wien
Natascha
Hasi
Liebe Conny!
Also, wenn sich Dein Mann bei dem tollen Rock noch über irgendwelche konstruktive Beifahrer-Kommentare beschwert dann weiß ich es auch nicht… ‚Sexy Hexy‘ war doch der Spruch aus unserer Jugend, oder? Jedenfalls sehr chic!
Ich muss ehrlich zugeben, das es mir fast überall so geht: wenn jemand etwas anders macht als ich, muss ich ich mich immer sehr, sehr zusammenreißen, dass ich da nix sage. Gerade wenn jemand etwas langsamer oder – eventuell auch vermeintlich nur – umständlicher als ich anpackt. Aber dabei denken sich das andere bei mir mit Sicherheit auch hin und wieder mal, hihi! Gut, dass man es oft nicht weiß….*lach*
Schöne Grüße noch!
Hasi
Cla
Hihi, habe gerade an einigen Stellen laut gelacht. Das hast du wiedermal sehr lustig geschrieben.
Ich glaube, dass gute Autofahrer wie du und ich, generell auch schlechte Beifahrer sind. Wir wissen einfach wo es lang geht. Also ich habe die Fahrt an den Starnberger See mit dir sehr genossen. Ich habe nicht einmal versucht mit meinem Fuß zu bremsen.
Liebe Grüße
Cla
Ach, uns in deinem Röckchen siehst du fantastisch aus!!!