Designerjeans, Nachhaltigkeit und die Frage nach dem echten Wert
Manchmal stehe ich vor dem Spiegel und weiß: Das Outfit allein ist nicht das Problem. Es sind die Gedanken dahinter.
Warum ziehe ich dieses Teil an? Was bedeutet es für mich? Was sagt es aus? Heute zeige ich euch einen Look mit einer Strickjacke und einer Jeans von TONI-Fashion, die ich rauf und runter trage. Nicht, weil sie eine Designerjeans wäre oder der neueste Trend (okay, ein bisschen vielleicht doch) ist, sondern weil sie sich gut anfühlt. Weil sie zu mir passt. Und weil sie so viele Fragen aufwirft, die mir im Kopf herumspuken, wenn es um Mode geht.


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Warum kostet eine Jeans 400 Euro?
Ehrlich. Warum eigentlich?
Ich frage mich das oft.
Nicht, weil ich es niemandem gönne, sondern weil ich es verstehen will. Es gibt diese Acne Studios Jeans für 390 Euro. Ich mag Acne Studios. Ich mag das Label, ich mag die Ästhetik, ich mag, dass sie sich Gedanken machen und sich mit dem Thema Nachhaltigkeit bei Designerjeans beschäftigen. Und nicht nur bei Jeans. In ihrem Sustainability Report steht sogar genau, wo sie produzieren: überwiegend in Italien und in der Türkei. Das klingt gut. Europäisch. Transparent. Richtig.
Aber was bedeutet das im Alltag? Würde ich den Unterschied sehen, wenn mir jemand diese Jeans hinhält, neben eine aus einem günstigeren Shop?
Würde ich spüren, dass sie das Dreifache oder Fünffache gekostet hat?
Ich glaube: nein. Nicht bei einer Jeans, bei einem Anzug? Klar. Bei einem Blazer? Wahrscheinlich. Aber bei einer Jeans? Da wird es schwierig, finde ich.

Vielleicht ist ein Kleidungsstück nicht wegen seines Preises wertvoll – sondern wegen der Geschichte, die wir damit schreiben.
Die Sache mit dem Alter
Und selbst wenn ich eine Designerjeans kaufe, bleibt eine unbequeme Wahrheit bestehen: Sie altert. Genau wie jede andere Jeans auch. Sie ist nicht immun gegen Trends. Wenn die Silhouette sich ändert, wenn Waschungen wechseln, wenn plötzlich alles Raw Denim oder Acid Wash ist, dann ist meine 400-Euro-Jeans genauso „nicht mehr aktuell“ wie das Modell von letzter Saison im Sale.
Das ist keine Kritik. Das ist ein Fakt.
Früher war Jeans anders
Und da erinnere ich mich an früher. An Jeans, die man getragen hat. Wirklich getragen. Bis sie durch war. Bis sie Löcher bekam – echte Löcher, nicht vom Hersteller reingelasert. Bis sie vom Körper fiel, wie man so schön sagt.
Manchmal war das ein bisschen rockig. Manchmal einfach nur praktisch.
Aber auf jeden Fall war es echt. Heute? Ist eine Jeans nach zwei, drei Saisons „durch“, obwohl sie technisch gesehen noch völlig intakt ist.
Weil die Passform nicht mehr passt.
Weil der Stil nicht mehr stimmt.
Weil Instagram andere Dinge zeigt.

Was ist das eigentlich, was wir da kaufen?
Ist es wirklich nur die Jeans? Oder ist es die Idee von Stil, von Status, von Zugehörigkeit? Wenn ich mir eine Designerjeans kaufe, kaufe ich dann den Stoff oder kaufe ich das Gefühl, etwas Besonderes zu tragen? Vielleicht beides. Vielleicht auch einfach ein kleines bisschen Selbstvergewisserung.
Und vielleicht ist genau das der Punkt, der mich zweifeln lässt.

Zwischen Look und Label: Die Jeans von TONI
Jetzt aber zurück zu meinem heutigen Look.
Die Jeans, die ich trage, stammt von TONI-Fashion. Und vielleicht ist sie genau deswegen besonders für mich, weil sie ein bisschen mehr ist als einfach nur ein Kleidungsstück.
Weil sie von einem Unternehmen kommt, das nicht verkauft hat, sondern gewachsen ist.
Das ausbildet, das am Standort Forchheim rund 300 Arbeitsplätze bietet, das produziert, ja, auch in Asien, aber dabei transparent ist und mit klaren Standards arbeitet.
TONI achtet auf faire Bedingungen, setzt auf OEKO-TEX-zertifizierte Wäschereien, auf recycelte Materialien und hat mit dem Green by TONI-Siegel ein eigenes Label für nachhaltigere Produktlinien geschaffen.
Für mich zählt nicht nur, wo ein Kleidungsstück gefertigt wird – sondern auch, wie offen man darüber spricht. Und da macht TONI für mich vieles richtig.

Man sieht, dass ein Kleidungsstück teuer war. Oder?
Ich glaube, ja. Man sieht, ob ein Blazer 800 Euro gekostet hat.
Man sieht, ob ein Stoff hochwertig ist. Manchmal auch, ob ein Schnitt teuer war. Aber, das heißt nicht, dass man deswegen ein Teil länger trägt. Und man ist damit nicht automatisch nachhaltiger unterwegs. Das ist für mich der Knackpunkt. Eine teure Jeans altert genauso wie eine günstige. Sie wird vom Trend überrollt, vom Styling weggespült, vom nächsten „Must-Have“ abgelöst.
Das passiert einfach, selbst dann, wenn sie aus Italien kommt.


Intransparenz hat viele Namen
Was mich besonders beschäftigt: Wie sehr wir uns empören können, wenn bei bekannten Marken Missstände auftauchen. Und wie still es bleibt, wenn wir bei irgendwelchen Insta- oder Pinterest-Shops bestellen, die heißen wie Duftkerzen oder Influencerhunde.
Viele dieser Shops haben heute Versandlager in Deutschland. Man denkt also: Ach, das kommt ja aus Bayern. Oder aus NRW. Aber das Produkt selbst? Kommt aus China. Oder Vietnam. Oder sonst woher. Nur sieht man’s halt nicht. Weil man sich nicht damit beschäftigt. Weil man gar nicht weiß, wie viel man eigentlich wissen müsste, um da durchzublicken.


Also: Was tun?
Ich habe keine finale Antwort. Ich will auch gar keine. Ich will keine Vorschriften machen und keine Käufe verurteilen. Ich will einfach nur diesen Gedanken teilen: Warum investieren wir in teure Kleidung, wenn sie am Ende genauso „veraltet“ ist wie günstige? Und: Was macht ein Kleidungsstück wirklich wertvoll?
Vielleicht ist es nicht der Preis. Sondern das Gefühl, das wir damit verbinden.
Das Wissen, woher es kommt. Die Geschichte dahinter. Oder die Art, wie wir es tragen. Immer wieder.

Kaufen wir nicht weniger. Kaufen wir bewusster.
Ich werde mir weiterhin Kleidung kaufen.
Und ich werde mich auch über schöne Teile freuen, egal ob sie 39 oder 399 Euro gekostet haben. Aber ich werde mehr fragen. Mehr hinschauen.
Und vielleicht ein bisschen öfter sagen: Ich brauche das nicht. Oder: Ich hab das eigentlich schon.
Und wenn ich ein Teil in meine Garderobe aufnehme, wie diese Jeans von TONI, dann tue ich das mit Freude. Weil ich weiß, wer dahintersteht. Weil ich die Menschen kenne, die diese Mode gestalten. Und weil es mir wichtig ist, solche Kooperationen nicht nur zu zeigen, sondern auch mit Überzeugung zu tragen. Und weil sie so ein Teil ist, die ich so lange tragen könnte, bis sie einen used Look hat …
Günstig. Teuer. Echt?
Bist du eher Team Designerteil oder doch Team Lieblingsstück?
Hast du dich schon mal gefragt, ob du den Unterschied wirklich sehen würdest oder ob es am Ende nur ein Gefühl ist? Erzähl es mir in den Kommentaren oder schick mir eine DM auf Insta. Und wenn du auch so eine Strickjacke hast, die du nie wieder hergeben würdest, dann zeig sie mir gern. Danke für deine Zeit und deinen Besuch. Und wenn du magst, trag dich in meinen Newsletter ein. Dann bekommst du jeden Sonntag eine Mail mit neuen Gedanken direkt ins Postfach.
DANKE 🖤
Details

- Cardigan & Shirt: COS – habe ich schon ne Weile
- Hose: TONI-Fashion – Liv ist ein echt cooler Schnitt und es gibt natürlich unterschiedliche Modelle. Hier im Shop.
Ich hatte hier im Blog auch schon einen Look mit der Denim – guckst du hier. - Converse: gibt’s jetzt passend zur Saison auch mit Futter – hier im Shop (Affiliatelink)

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Manchmal entstehen die wichtigsten Gespräche aus den Momenten, in denen uns das Leben kurz ausbremst. Dieses Mal sprechen Cla und ich über ein Thema, das uns beide tief berührt – und das früher oder später jede*n betrifft. So viel sei verraten: Es geht um Verantwortung, um Nähe, um Würde und darum, was bleibt, wenn Selbstverständliches plötzlich nicht mehr selbstverständlich ist.
Hallo liebe Conny….
Deine Jeans gefällt mir sehr gut, obwohl sie eher nicht so mein Stil ist.
Und ich würde mir nie eine Jeans für 400 Euronen kaufen😀Aber ich kann mir gut vorstellen, dass der Gedanke daran, dass sie soviel wert war, etwas mit einem macht.Manche fühlen sich dadurch dann vielleicht auch wertvoller. Liebe Grüße, Helene
Die Hose ist cool. Hab sie schon auf Insta bewundert. Ich habe mir im frühen Frühjahr (;-)) ein Two-Tone-Jeanshemd bei Next geshoppt. Also eher günstig. Da ich meine Sachen je nach Haltbarkeit und Liebe gerne auch mal 35 Jahre habe und immer mal wieder trage, mache ich mir ums alt sein keine Sorgen.
Zur Zeit trägt mein Sohn meine alten Jeans (80er/90er) auf, die zwischendrin mein Dad getragen hat und jetzt schleppt er sie. Teils mit Flicken und japanischem Stitching. Wenn es nicht gerade ein Tweedanzug mit Weste und Krawatte ist. Btw. Levis ist der Nachhaltigkeitsgewinner. Definitiv.
BG Sunny
Hi Conny,
du siehst doch immer gut aus, egal ob im Designer-Teil oder im günstigen Outfit 😉
Ich denke, die Jeans von früher hatten keinen Elastan-Anteil, was sie haltbarer gemacht hat?
Wenn man sich eine Jeans für 399,- Euro leistet, ist das vielleicht auch eine Belohnung. Eine Belohnung für harte Arbeit, eine neue Ausrichtung seiner Selbst, ein Zeichen für sich und andere „das man es sich leisten kann“…
Ich trage nicht so teure Klamotten, weil ich leider festgestellt habe, dass auch bei den teuren Labeln die Qualität nachgelassen hat. Bei der Auswahl achte ich aber auf Wertigkeit und hoffe immer, das das Teil ein paar Jahre hält. Denn eigentlich mag ich kein Shopping, aber gut aussehen 🙂